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letzte Änderung 05.05.2009
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Massaker auf Hochzeitsfest in der Türkei

Massaker auf Hochzeitsfest in der Türkei

Bei einem Angriff auf eine Hochzeitsgesellschaft im Südosten der Türkei sind 44 Menschen getötet worden. Mit Schusswaffen und Handgranaten gingen die Angreifer vor allem gegen Frauen und Kinder vor. Der Hintergrund der Tat ist unklar: Türkische Medien vermuten eine Familienfehde. Inzwischen wurden acht Personen festgenommen.

Von Kilian Pfeffer, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Bei einer Schießerei auf einem Hochzeitsfest im Südosten der Türkei sind mindestens 44 Menschen getötet worden, mindestens sechs wurden schwer verletzt. Das sagte der türkische Innenminister Beschir Atalay. Einen terroristischen Hintergrund schloss er aus.
Nach bisherigen Informationen wurde das Fest von vier vermummten Bewaffneten angegriffen. Sie stürmten den Festsaal und eröffneten mit Schusswaffen und Handgranaten das Feuer. Eine Augenzeugin sagte den Behörden, dass die Angreifer vor allem Frauen und Kinder in einen Raum gedrängt und auf diese geschossen hätten. Nach Angaben von Sicherheitskräften sind auch hauptsächlich Frauen und Kinder unter den Todesopfern.

Hintergründe der Tat sind unklar

Der Gouverneur der Provinz Mardin sagte der Nachrichtenagentur Reuters, danach seien paramilitärische Einheiten der örtlichen Polizei in das Dorf Bilge geschickt worden, um die Angreifer zu verfolgen. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar.
In den türkischen Medien kursieren mehrere mögliche Versionen der Ereignisse: Es soll sich um eine kurdische Hochzeit gehandelt haben, die Braut war offenbar die Tochter des Dorfoberhauptes. Einige Medien berichteten, der Auslöser der Gewalt sei ein Streit zwischen den Familien von Braut und Bräutigam gewesen. Später war nur noch die Rede von einem Streit unter Familien. In anderen Medien heißt es, für den Angriff könne es auch politische Gründe geben.

Kein Zugang für Journalisten zum Tatort

Bei den meisten Männern des Dorfes handelt es sich offenbar um paramilitärische sogenannte Dorfwächter, die für die Regierung und gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK arbeiten. In den neunziger Jahren attackierte die PKK des öfteren diese Dorfwächter. Zivilisten waren in den vergangenen Jahren nie ein Angriffsziel. Außerdem hat die PKK einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen, der noch bis Juni 2009 läuft.
Eine andere Theorie der Ereignisse ist deswegen, dass es sich bei der Tat um eine Auseinandersetzung rivalisierender Dorfwächter gehandelt hat. Der Schauplatz des Verbrechens in dem Dorf Bilge nahe der Provinzhauptstadt Mardin wurde abgesperrt. Das staatliche Fernsehen berichtete, es gebe keinen Strom und niemand in dem Dorf könne per Telefon erreicht werden. Journalisten wurde nicht erlaubt, nach Bilge zu reisen.

Erdogan reist zum Unglücksort

Nach Angaben von Innenminister Atalay will Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan heute an den Unglücksort reisen und sich vor Ort ein Bild der Lage machen. Erdogan hatte bereits kurz nach der Tat eine Sitzung seiner Partei AKP unterbrochen, um sich über die Ereignisse informieren zu lassen.



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