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letzte Änderung 16.02.2009
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Buchbesprechung: Lebendiges Hebräisch

Hintergrund

13. Februar 2009

Buchbesprechung: Lebendiges Hebräisch

"Spricht der gut Hebräisch", fragte ich einmal meinen Sohn, der die hebräische Sprache immerhin zur Bewältigung seiner Hausaufgaben brauchte. "Nun ja", meinte der Kleine herablassend, "der spricht so ein Ken-Lo-Ivrit - ein 'Ja-Nein-Hebräisch'." Viele Erwachsene in Israel haben eine andere Muttersprache als das Hebräische, weil sie aus einem anderen Land eingewandert sind. Die schärfsten Kritiker eines Neueinwanderers sind die eigenen Kinder - ohne deren Hilfe aber auch mancher bürokratischer Schreibkram sehr viel schwerer, wenn überhaupt, zu erledigen wäre.

Die gehobene Stufe des "Ken-Lo-Ivrit" ist das "Se-Po-Kacha-Ivrit" ("Dies-Hier-So-Hebräisch"). Damit kommt man als arabischer Bauarbeiter, europäischer Volontär oder asiatischer Gastarbeiter schon sehr weit. Äußerst hilfreich ist dabei, dass zum hebräisch Reden immer auch die Hände gehören - vielleicht sagt man sogar das meiste mit den Händen. Auf jeden Fall erkennt man deutsche Israelfreunde, die einen Hebräisch-Kurs besucht haben, schon von weitem daran, dass sie mit verkrampft gefalteten Händen verzweifelt um Worte ringen. Es gibt Juden, die seit Jahrzehnten in Israel wohnen, den Akzent ihrer Muttersprache niemals loswurden, nach wie vor eine Fehde mit der Sprache der Bibel auszufechten scheinen - sich aber mit den Händen so fließend ausdrücken können, dass sie kaum auffallen.

Weg durch "Urwald der hebräischen Verben"

Eine der großen Schwierigkeiten der hebräischen Sprache sind die Verben. Das hat Yohanan Elihay erkannt: "Hebräisch ist eine einfache Sprache mit schwierigen Tätigkeitsworten." Eigentlich sind auch die hebräischen Verben auf recht einfachen, meist aus drei Buchstaben bestehenden Stämmen aufgebaut - werden dann aber höchst kompliziert in einer Vielfalt von Stammformen konjugiert. Mit dem Buch "Lebendiges Hebräisch", das bislang auf Englisch, Französisch und Russisch im Minerva-Verlag in Jerusalem erschienen ist, will Elihay einen Weg durch den Urwald der hebräischen Tunwörter schlagen.

"490 Verben" hat er in "4000 Sätze des täglichen Lebens" verpackt und nach Schwierigkeitsgrad geordnet - angefangen von den einfachsten, bis hin zu den schwierigsten. Auf den ersten Seiten fragt das Lehrbuch "Wer hat die Tür zugemacht?" oder "Wer hat den Stock zerbrochen?" Auf den letzten Seiten werden dem Lehrling der biblischen Sprache schwierige passive Verbformen nahe gebracht, so dass er dann auch grammatikalisch einwandfrei zum Ausdruck bringen kann, an wen er sich "herangemacht" hat, von wem er "gesehen" und weshalb er "abgelehnt" wurde. Satz Nr. 487 heißt: "Ich habe diesen Abend sehr genossen!" Und am Ende des Buches lernt man zu sagen: "Ich fand mich in einer peinlichen Situation!" Wer also nach persönlichen Beziehungen im Heiligen Land sucht, sollte auf Elihays Lehrbuch nicht verzichten.

Auch für Theologen geeignet

Aber auch für Theologen, die irgendwann einmal das biblische Hebräisch gelernt (und großteils wieder vergessen) haben, sich jetzt aber gerne im modernen Israel verständigen wollen, ist "Living Hebrew" eine große Hilfe. Der Übergang vom biblischen Hebräisch zum heute gesprochenen Hebräisch ist kleiner, als die Theorie behauptet. Das Hauptproblem ist auch hier der Umgang mit den Verben, abgesehen von einer Reihe von Vokabeln, wie etwa "Otobus", "Televisia" oder "Telefon".

Nach einer ersten, gerade mal sieben Seiten umfassenden theoretischen Einleitung steht auf Seite 17: "Wer schwimmen will, muss ins Wasser springen - und das werden wir jetzt tun!" Die Stärke des Lehrbuches von Yohanan Elihay ist eindeutig der Praxisbezug. Ein Index der Verben in hebräischer und englischer Sprache am Ende des Buches macht es zu einem wertvollen Nachschlagewerk. Problempunkt: Die ganzen hebräischen Sätze sind ohne Punktierung, das heißt, ohne Vokale, geschrieben. Wie das eben in Israel üblich ist. Doch an dieser Stelle springt ein Satz von vier CDs ein, auf dem alle 490 Sätze hörbar gemacht wurden. Also: Wagen Sie den Sprung ins Wasser!

Yohanan Elihay
Living Hebrew, 490 verbs in 4000 phrases of everyday life
Minerva Publishing House
P.O.Box 7023, 91070 Jerusalem, Israel
www.minerva-book.com

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