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letzte Änderung 10.11.2009
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Grossman stellt neues Buch vor - Mauer ist nicht gleich Mauer

10. November 2009

David Grossman stellt neues Buch in Deutschland vor

STUTTGART (inn) - Der israelische Schriftsteller David Grossman ist im November auf Lesereise in Deutschland unterwegs. Er stellt seinen neuen Roman "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" vor.

Das über 700 Seiten umfassende Buch ist im August dieses Jahres in Deutschland erschienen. Es handelt von der Angst einer israelischen Mutter, deren Sohn sich freiwillig für einen Einsatz im Westjordanland gemeldet hat. Während Grossman diesen Roman schrieb, fiel sein Sohn Uri am 12. August 2006 im Zweiten Libanon-Krieg.

Die erste Lesung findet am morgigen Mittwoch, dem 11. November, um 20 Uhr im Literaturhaus in Stuttgart statt. Am 12. November liest Grossmann im Literaturhaus in Hamburg, am 15. November im Ignaz Bubis-Gemeindezentrum in Frankfurt. Weitere Lesungen finden am 16. November im Literaturhaus in Köln und am 17. November im Literaturhaus in München statt. Sie beginnen jeweils um 20 Uhr.

Am 30. November stellt der Israeli sein neues Werk im Jüdischen Museum in Berlin vor. Die Lesung beginnt 19:30 Uhr.

David Grossman wurde 1954 in Jerusalem geboren. Er gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der israelischen Gegenwartsliteratur und gilt als linksgerichteter Friedensaktivist. Bekannte Werke sind unter anderem "Stichwort: Liebe", "Der geteilte Israeli", "Löwenhonig. Der Mythos von Samson" und das mehrfach ausgezeichnete Jugendbuch "Wohin du mich führst". Für seinen Essayband "Die Kraft zur Korrektur" und ausdrücklich auch für sein Gesamtwerk hatte er im vergangenen Jahr den "Geschwister-Scholl-Preis" erhalten.


Von: D. Nowak


10. November 2009

Palästinenser reißen Teil von Sicherheitsanlage nieder

KALANDIJA (inn) - Palästinensische Demonstranten haben am Montag zum 20. Jahrestag des Berliner Mauerfalls einen Teil des israelischen Sperrwalls zu Fall gebracht. Nahe des Kontrollpunktes Kalandija im Westjordanland rissen sie mit Hilfe eines Lastkraftwagens ein Mauersegment nieder.

Mehrere Demonstranten schlüpften durch die entstandene Lücke auf die israelische Seite und setzten dort Autoreifen in Brand. Einige der Palästinenser trugen T-Shirts mit der Aufschrift: "Jerusalem, wir kommen". Die israelische Armee trieb die Demonstranten mit Tränengas und Wasserwerfern zurück.

Die Proteste gegen den Sicherheitswall waren von lokalen Gruppen sowie von der Fatah-Partei organisiert worden, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur "Ma´an".

Israel hat die Sicherheitsanlage zum Schutz vor Terroristen errichtet. Sie besteht zu 95 Prozent aus einem Zaun mit Gräben und Wachtürmen und nur zu einem kleinen Teil aus einer Mauer.


Von: D. Nowak


09. November 2009

Kommentar: Mauer ist nicht gleich Mauer


Die 20 Jahre seit dem Fall der Berliner Mauer sind Anlass für pro-palästinensische "Friedensaktivisten" in Deutschland und Österreich, das Augenmerk auf die "Mauer" in Nahost zu richten und ihren Abriss zu fordern - als gäbe es keine anderen Mauern in der Welt, an den Außengrenzen der EU, im Jemen, entlang der Grenzen Indiens und der US-Grenze zu Mexiko. Die Bollwerke sollen Feinde, Terroristen oder arbeitsuchende Fremde aussperren, während die Berliner Mauer errichtet wurde, um die Bevölkerung von einem Ausbruch aus ihrem DDR-Gefängnis abzuhalten.

Die Berliner Mauer fiel zusammen mit dem Eisernen Vorhang. Nur in Korea wird bis heute noch ein Volk durch eine Mauer gespalten. Der Fall der Berliner Mauer ist ein Symbol für viel gewaltigere Vorgänge: das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung Deutschlands. Solange die Europäer nicht bereit sind, sich mit Millionen Afrikanern überschwemmen zu lassen und die Israelis nicht wieder in Stadtbussen gesprengt werden wollen, ist es illusorisch, allein den Fall der Sperrwälle zu fordern, die Ursachen für deren Errichtung aber zu ignorieren. Nicht die Berliner Mauer verhinderte den "Frieden", sondern die Teilung Deutschlands und der kommunistische Staat in der "sowjetischen Besatzungszone".

Es gibt weitere Gründe, weshalb die Berliner Mauer nicht mit der Mauer in Nahost verglichen werden kann. Israel und die Palästinenser führen miteinander Krieg. Sogar im Goldstone-Report wird den Palästinensern ein Recht auf bewaffneten Widerstand, Krieg gegen Israel, zugestanden. Die israelische Regierung jedoch hält es für ihre Pflicht, das Leben ihrer Bürger zu schützen. Die Palästinenser kämpfen seit der ersten Intifada ab 1987 für eine Grenze zwischen ihrem künftigen Staat und Israel. Und so wie die Zonengrenze niemals eine "international anerkannte Grenze" war, gibt es zwischen Israel und den besetzten Gebieten nur "Waffenstillstandlinien" aus dem Jahr 1949.

Der Grenzverlauf muss noch ausgehandelt werden. Nicht die Mauer, die zu 95 Prozent aus Zaun besteht, ist ein Hindernis für den Frieden, sondern der Krieg. Die Mauer hatte zu einem Ende der Intifada geführt und nach mehrjährigem Blutvergießen wieder Gespräche zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde und Israel unter Ehud Olmert ermöglicht.

Mauern in der Welt

Seit Limes und chinesischer Mauer, der Maginot-Linie und dem Eisernen Vorhang, schwer befestigten entmilitarisierten Zonen in Vietnam und Korea, werden in aller Welt fleißig weitere Mauern und Zäune hochgezogen, nicht nur um Vorgärten und Gefängnisse. Sie dienen, je nach Geographie, zum Ein- oder Aussperren. Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Marokko - 2.720 Kilometer "Verteidigungsmauer" gegen Polisario

Südkorea - "Barriere" gegen Nordkorea

Botswana - elektrischer Zaun an Grenze zu Zimbabwe; offiziell gegen Maul- und Klauenseuche, tatsächlich, um Flüchtlinge ethnischer Säuberungs-Massaker fernzuhalten

Saudi Arabien - Barriere, sieben Kilometer tief auf jemenitischem Territorium, gegen "Infiltrationen”

Saudi Arabien - 700 Kilometer moderne Barriere entlang Grenze zu Irak

Zypern - Mauer und Zaun zwischen türkischem Norden und griechischem Süden

Thailand - ab 2007, 75 Kilometer Barriere an Grenze zu Malaysia gegen Eindringen von Terroristen

Pakistan - 2.400 Kilometer Barriere an Grenze zu Afghanistan

Indien - Barrieren an Grenzen zu: Bangladesch, Kaschmir, Pakistan, Myanmar, teilweise auf "feindlichem Territorium" errichtet

Usbekistan - Barriere zu Tadschikistan

Vereinigte Arabische Emirate - Barriere an Grenze zu Oman

Kuwait - 215 Kilometer Barriere zu Irak

USA - Barriere an Grenze zu Mexiko, um Arbeitssuchende fernzuhalten

Europa/Spanien - befestigter Zaun um Ceuta und Mellila, um hungernde Afrikaner aus Europa fernzuhalten

Irland, Belfast - Mauern trennen zwischen Protestanten und Katholiken


Von: Ulrich W. Sahm (Jerusalem)


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