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letzte Änderung 22.12.2009
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Weihnachtliche Propaganda

21. Dezember 2009

Kommentar: Weihnachtliche Propaganda


Bethlehem steht im Mittelpunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten. Doch das Licht von Bethlehem und die Friedensbotschaft der Geburtsstadt Jesu werden politisch missbraucht.

Glaubt der Papst ernsthaft daran, dass heute noch "der messianische Frieden von Bethlehem seinen Ausgang nimmt", obgleich die Kleinstadt zu 80 Prozent aus Moslems besteht, die radikal-islamische Hamas eine Mehrheit im Stadtrat hat und Bürgermeister Victor Batarseh zu den Terrorakten der PFLP in den siebziger Jahren steht? Mit reiner Geschichtsklitterung werden da in besinnlichen Vor-Weihnachtsgeschichten die Sitten und Gebräuche im "Palästina vor 2.000 Jahren" beschrieben. Das Land Kanaan, die römische Provinz Judäa, wo laut Lukas "Kyrenius Landpfleger von Syrien" war, wurde erst 130 Jahre nach der Geburt Jesu von Kaiser Hadrian in "Palästina" umbenannt.

Niemand käme auf die Idee zu behaupten, dass vor 2.000 Jahren Germanen in der "Bundesrepublik Deutschland" gelebt hätten. Genauso falsch ist die Behauptung, dass Jesus der "erste Palästinenser" war. Weil Nazareth heute eine rein arabische Stadt mit muslimischer Mehrheit ist, verbreiten manche Autoren die Ansicht, dass Maria und Josef, aus heutiger Sicht, von den Israelis unterdrückt worden wären. Wer schon so klittert, sollte konsequent Jesus auch zum "ersten Moslem" machen.

Zudem wird die Gelegenheit genutzt, auf das "völlig eingemauerte Bethlehem" hinzuweisen. Freilich erst seit dem Jahr 2003, denn vorher gab es weder Mauer noch Zaun. Abgesehen davon, dass die Mauer bei Bethlehem nur etwa einen Kilometer lang ist und in einer fast geraden Linie zwischen Jerusalem und Bethlehem trennt, während es nach Süden und Osten hin weder Mauer noch Zaun gibt, wären Maria und Josef tatsächlich nicht nach Bethlehem durchgekommen: weil sie Juden waren!

Manche Autoren haben Probleme mit Jesu jüdischer Abstammung

Araber, auch aus Nazareth, können problemlos nach Bethlehem einreisen. Nur Juden ist der Besuch in Bethlehem strikt verboten, wegen Mordfällen während der Intifada. Dank der Kooperation zwischen Israel und der palästinensischen Polizei werden heute "versehentlich" oder leichtsinnig nach Bethlehem verirrte jüdische Israelis nicht ermordet, sondern von der palästinensischen Polizei festgenommen, zur Grenze gebracht und israelischen Behörden übergeben.

Manche Autoren haben offenbar Probleme mit der Tatsache, dass Jesus, Maria und Josef Juden waren. Selbst der Papst könnte so nicht den Bogen zu den in Bethlehem leidenden Palästinensern schlagen, um sich mit ihnen zu solidarisieren. Also beschreiben manche Autoren die Heilige Familie als "Semiten". Die "Bild"-Zeitung schrieb über Maria: "Ihre Haare und Augen waren vermutlich dunkel, wie die der meisten semitischen Frauen."

Wer die Rassenideologie der europäischen Aufklärung heranzieht, sollte konsequent die Palästinenser als "Arier" bezeichnen, solange die sich als Nachkommen der Philister bezeichnen, die Namensgeber für den Landstrich "Palästina". Denn die Philister waren weder Araber noch "Semiten". Sie waren ein "Seevolk" aus Griechenland, also "Arier". Die heutigen Palästinenser wechselten erst mit der arabischen Eroberung im 6. Jahrhundert ihre genetische Zusammensetzung, nachdem sie vorher Byzantiner, Griechen, Römer, Juden wie Maria, Josef und Jesus oder Nachkommen sonstiger untergegangener biblischer Völker waren. Außer Juden waren da keine "Semiten" unter ihnen.

Von: Ulrich W. Sahm (Jerusalem)
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