ich habe vor, demnächst eine Grammatik der deutschweizer Dialekte zu schreiben. Aber dies ist verständlicher Weise nicht so ganz einfach, da es nicht wirklich brauchbare Vorlagen gibt. Eigentlich erstaunlich, denn es gibt zahlreiche Wörterbücher von fast jedem Dialekt. So ist das Vokabular der einzelnen Dialekte recht gut erfasst. Aber eine vergleichende Grammatik wollte noch nie jemand schreiben. Also werde ich's mal versuchen. Hierbei zähle ich natürlich auch auf Eure Mithilfe.
Meine erste Frage, bei der ich nicht mehr weiter weiss, betrifft die Zeitenfolge.
Offensichtlich gibt es in den Dialekten zwei "Perfekt"-Zeiten. Die eine ist ein reines Perfekt, die zweite hingegen ein mit "gehen" zusammengesetztes Perfekt.
Beispiele:
(Sie hat fünf Stunden geschlafen)
a) Si het fünf Stunde gschlofe
b) Si isch fünf Stunde go schlofe
Gibt es hier einen Bedeutungsunterschied oder sind die Sätze in ihrer Bedeutung absolut gleich?
a) Si het fünf Stunde gschlofe
sie schlief fünf stunden lang/ sie hat fünf stunden lang geschlafen
das ist eine tatsache, die man jemandem erzählt.
b) Si isch fünf Stunde go schlofe
ist ähnlich wie: sie legte sich für fünf stunden schlafen/sie ging ins bett mit der absicht fünf stunden zu schlafen.
eigentlich gehört da korrekterweise noch hin:
sie isch foif (füf) stundä go schlafä gange (gegangen)
das ganze tat sie aktiv. es war sozusagen geplant. sie geht aktiv ins schlafzimmer, legt sich hin.
a) hingegen hat sich irgendwie so passiv ergeben.
einfacher finde ich es beim beispiel:
sie isch go poschtä (wo ist sie? sie ist einkaufen gegangen)
sie hät poschtät? (was hat sie gemacht? sie war einkaufen)
wie man das in gramatischen ausdrücken erklären könnte, weiss ich leider nicht. ich hoffe, dir hilft es weiter. (baseldeutsch hat eine aufgeschriebene gramatik, vielleicht findest du da etwas)
lg
sara
danke für Deine Ausführungen. Ich habe Dir im gleichen Eintrag wie bei Stefan geantwortet. Wäre schön, wenn Du Dir das auch anschauen könntest.
Leider habe ich die Baseldeutsche Grammatik nicht zur Verfügung und es könnte schwierig werden, diese hier aufzutreiben, denn ich wohne in Kopenhagen!! Tja, dies ist wohl mein Problem. Aber ich werde im Sommer kurz nach Basel fahren. Dann werde ich mir diese Grammatik bestimmt kaufen.
Danke für den Tipp.
Im vorarlberger Alemannisch würde ich es so
interpretieren:
a) Sie heat füf Schtunda gschlofa
(abgeschlossene Handlung)
b) Sie ischt füf Schtunda schlofa ganga.
(Sie hat sich (gerade) hingelegt und weiss
(wusste), dass sie in 5 Stunden aufstehen muss)
HAllo!
Ich recherchiere gerade zu einer Schweizer Methode zur Messung des Pflegeaufwandes. Dabei bin ich auf einen Ausdruck gestossen, den ich mir nicht erkläen kann: Pikettdienst!
Kann mir wer erkären, was das heißt?
Danke!
Martin
Im Pikettdienst bin ich immer auf Abruf bereit um einen Einsatz zu leisten.
Zum Beispiel gehe ich am Samstag Abend ins Kino, bin im Pikettdienst, und mitten im Film geht mein Pager los und ich muss gehen.
Pikettdienst gibt es nicht nur in der Pflege. Auch Sanitär- Heizungunternehmen (unter anderem)müssen das haben. Wenn es mitten in der Nacht einen Rohrbruch gibt oder so.
Hallo Marinita,
ich meinte, dass man das auf Schweizerdeutsch schon so sagt. Die Übersetzung von "Fortsetzung" wäre Foortsetzig. Ich weiss nicht, wie ich das genau schreiben sollte, damit man es versteht. Aber ist egal: Schweizerdeutsch ist ja eine der wenigen Sprachen ohne Rechtschreibung...