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letzte Änderung 03.06.2007
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Yayla

Hochebenen / Almen

Mit dem Begriff "Yayla" werden die Hochebenen der Gebirge Mittelanatoliens bezeichnet. Sie waren Schauplatz der Geschichte, Stoffe für Legenden und Märchen.

Betrachtet man die Hochebenen, so scheint es, als ob die Geschichte ein wirbelnder Sturm war. Von der Geschichte sind in diesen Hochebenen ein unaufhörliches Sausen des Windes und das Herz der Türkei übrig geblieben.

Die Hochebenen in Anatolien, ob trocken oder feucht, breit und mit durchziehendem Wind oder sonnig, sie alle bilden Grundlage für gesundes und festes Wachstum. Der Weizen ist widerstandsfähig und fest; wie der Mensch dieser Region der vom Charakter der Natur geprägt ist.

Der Mensch der Hochebene gleicht seinem Boden äußerlich unscheinbar, innerlich wachsam mit tiefen Gefühlen und tiefem Bewusstsein. Das Wasser der Hochebene wird durch Grabungen geborgen. Ähnlich muss man auch beim Menschen vordringen. Der Bewohner der Hochebene lässt nur durch mühevolles Nachbohren die Tiefen seiner Seele blicken. So wie die Hochebene einen stillen Anschein hinterlässt, wirkt auch der dort lebende Mensch ruhig, gemächlich. Aber wie das Wetter in der Hochebene kann auch der dort lebende Mensch plötzlich explodieren und seine unheimliche Kraft dabei kann Steine aufwerfen, Dächer abreißen und Schornsteine wegfegen.

Der Weizen der Hochebene wächst recht unscheinbar heran, da er innerlich reift und eine besondere Qualität dadurch erhält. Dies ist ähnlich wie bei den Menschen der "yayla", die dürr und schwach erscheinen, doch auch bei ihnen konzentriert sich ihre gesamte Kraft im Nervensystem, ihre Energie in der Seele. Der Mensch der Hochebene lässt nicht los, was er mal gefasst hat und lässt sich nicht aus seinen Wurzeln reißen. Zweifels ohne haben auch Sie bereits einen Baum in Ankara gesehen dessen Wurzeln tief und weit gefächert sind. Man kann zunächst vermuten, dass diese mit einem Ruck ausgerissen werden könnten, aber es genügt nicht die Wurzel nur rauszureisen.

Die Wurzeln eines anatolischen Baumes können nicht herausgerissen werden. Sie gleichen einem Baum selbst, mit seinen Blättern und Früchten nach außen hin und den Wurzeln des Rumpfes nach innen hin, geschützt von der Hochebene. Die Hochebene ist dabei Wurzel und Rumpf zugleich.
Die Stimme der Hochebene ist trocken, ihre Augen sind leer, aber ihr Inneres glühend. Die Lieder der Hochebene sind alt. Die "yayla" weint in ihrem Innersten schluchzend, wie die Gewässer, die durch sie durchziehen....

Wie viele Gebiete Anatoliens ist die Hochebene eine bizzare Landschaft mit einem empfindsamen Herzen, sehnsüchtigen Augen, sie ist ehrlich und offenherzig. Die Hochebene erfährt alles spät, gibt ihre Wünsche spät bekannt, doch trotz allem ruht in ihr die Gewissheit des Sieges und der Harmonie.
Der Mensch gleicht dem Boden auf dem er lebt. Erst nach langer Zuneigung und Pflege beginnt er aufzublühen.

Die Hochebene ist nicht langsam sondern geduldig, nicht schwerfällig sondern besonnen, nicht nackt sondern bedeckt.
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