Das ist die Antwort auf Beitrag 6778299

Deutsche Grammatik

Über Perfektformen gerät so mancher ins Grübeln: »Hat sie gesessen oder ist sie gesessen?«, »Habe ich sehr an dem Bild gehangen?« oder »bin« ich es nicht vielmehr? Nicht alle geben dieselbe Antwort auf die Frage nach dem Hilfsverb (»haben oder sein?«). Das liegt daran, dass es immer noch Unterschiede zwischen dem norddeutschen und dem süddeutschen Sprachgebrauch gibt. Nördlich des Mains wird das Perfekt von »sitzen«, »stehen« und »liegen« mit dem Hilfsverb »haben« umschrieben: »Wir haben gesessen/gestanden/gelegen.« Südlich des Mains sagt man: »Wir sind gesessen/gestanden/gelegen.« Norddeutsch ebenfalls nur mit »haben«, in Süddeutschland, in Österreich und in der Schweiz teilweise auch mit »sein«: »Ich habe sehr daran gehangen.«
Für viele Verben der Bewegung wie »schwimmen«, »tanzen« und »laufen« haben Generationen von Schülern eine etwas komplizierte Regel gelernt: Wenn die Richtung oder die Ortsveränderung angegeben wird, wie in »Sie ist durch den Ärmelkanal geschwommen«, wählt man das Hilfsverb »sein«. Bei der reinen Vorgangsbeschreibung darf nach dieser traditionellen Regel nur »haben« stehen: »Wir haben [im Sommer] viel geschwommen.« Gerade dieser Bereich der Grammatik ist allerdings im Fluss - und das Hilfsverb »sein« ist in diesen Fällen überregional im Kommen: Das Perfekt von »gehen« und »reisen« wird heute nur noch mit »sein« umschrieben, und ähnliche Tendenzen stellt man bei »laufen« und »springen« fest.

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