Ich bin ein eifriger Leser Spiegel Onlines (schöner Genitiv ;) ). Jedoch bringen die Redakteure dort oftmals mein Grammatikverständnis durcheinander.
Meine Frage:
In der Indirekten Rede benutzt man den Konjunktiv1. Geht es nicht (Plural) dann verwendet man den Konjunktiv 2.
DIe nun folgenden Beispiele liegen diesem Satz zu Grunde: "Die Einwohner tragen zur Politikverdrossenheit etwas bei"
1. "Sie sagten, die Einwohner trügen zur Politikverdrosstenheit bei."
Man könnte aber auch sagen:
2. "Sie sagten, die Einwöhner würden zur Politikverdrossenheit beitragen."
Dieser Unterschied rührt lediglich daher, dass viele Wörter eben meist zwei Kon2 Formen haben.
Was wäre aber, wenn der Ausgangssatz "Die Einwohner würden zur Politikverdrossenheit etwas beitragen" hiesse ..
Dann könnte man doch wieder entweder: "Sie sagten, die Einwohner trügen zur Politikverdrosstenheit bei" oder: "Sie sagten, die Einwöhner würden zur Politikverdrossenheit beitragen." sagen.
Da ist jetzt aber kein Unterschied ...
Aber die Ausgangssätze sind verschiedene ... Da stimmt doch was nicht ...
Als Regel für konservatives Deutsch gilt, dass du (direkte) Konjunktivformen nimmst, wenn sie eindeutig erkennbar sind. Dem entspricht dein Beispiel 1 (trügen bei), während Beispiel 2 (würden beitragen) nicht so astrein ist.
Aus den anderen Beispielen schießen wir, dass Deutsch mit dem Konjunktiv vom Konjunktiv überfordert ist. So genau nimmt das auch keiner.
Hülfe ist Konjunktiv, kein Zweifel:
was hülfe es, wenn ich die Welt gewönne und nähme doch Schaden an meiner Seele...
Als Sprachliebhaber solltest du vielleicht versuchen, diese Auffassung kritisch zu hinterfragen:
"Deutsch gilt doch gemeinhin als eine sehr präzise Sprache ... Nur Latein ist noch genauer .."
Jede natürliche Sprache erfüllt ihren Zweck für den damit groß gewordenen Benutzer. Aber Außenstehende vermissen sicher vieles in der deutschen Sprache, was sie in ihrer Muttersprache (präzise) ausdrücken können und für notwendig halten. Die Franzosen den Subjonctiv (il faut que je fasse), die Eskimos einige hundert Wörter für Schnee, die Skandinavier eine Verbform für das Passiv, die Japaner die Möglichkeit des Ausdrückens der Hierarchie, die Aramäer den Ausdruck des Aspekts der Handlung und so fort. Ist es ein Problem, wenn der Konjunktiv in der indirekten Rede nicht gut ausdrückbar ist (vielleicht geht es ja doch irgendwie)? Als Lücke würde ich das nicht bezeichnen, denn wie oft braucht man so etwas? Deutsch unterscheidet auch nicht wie Englisch zwischen if-when oder colour-paint (wie unpräzise) und hat keine direkte continuous form, aber wen stört das?
"Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?" (Luther, Matth. 16,26)
Das sind alles stark konj. Verben; der Stammvokal muss also verändert werden:
Konditional: es würde helfen, weniger: es hülfe / wenn ich gewinnen würde; seltener: wenn ich gewönne
Konjunktiv: er sagte, es helfe / ich glaubte, ich würde gewinnen; ich glaubte, ich gewänne
Hallo, es ist interessant zu lesen, dass sich auch andere mit dieser, nach Meinung von 90% meiner Umgebung völlig uninteressanten Problematik, zu beschäftigen wissen :-)):
Die Konjunktivformen („würde“, hätte“, „wäre“ etc.) werden nicht mehr verändert, wenn sie in die indirekte Rede übertragen werden.
Martin: „Ich würde früher kommen, wenn ich könnte.“
Martin versprach, er würde früher kommen, wenn er könnte.
Auch ich bin immer wieder auf der Suche nach Regeln, die die deutsche Sprache erklären können.
.. danke für die endgültige Klärung.
Da sie sich auch mit der Sprache beschäftigen, kann ich ihnen das Buch Bastian Sicks "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" empfehlen.
Bei Spiegel Online in höchsten Tönen gelobt, hatte auch ich meinen Spaß, dieses Buch zu lesen ..
Es ist eine ideale Bettlektüre .. des Weiteren hält es viele Gesprächsthemen für langweilige Abende mit Freunden bereit ..
Auch ich bin übrigens froh zu sehen, dass es noch andere Menschen gibt, die sich mit der deutschen Sprache befassen ..
Denn wenn wir sie nicht pflegen und hegen ..
reden wir bald Denglisch und das würde.wohl das schlimmste sein.