Die Frage nach der Richtigkeit eines Wortes ist eine äußerst schwierig zu beantwortende. Nachdem eine Sprache lebendig ist und sich ständig weiterentwickelt, bedarf es zuweilen einer Zusammenfassung und Ineinanderführung nicht immer allgemeingültiger Prinzipien, die stets dem Volksmund letztlich entnommen wurden. So war keine Grammatik vor Sprache (hier seien Esperanto und andere Kunstsprachen freilich ausgenommen) und wird es niemals sein.
Tatsächlich existieren heute die Formen sagest, saget (2.P.Pl.) als konjunktivische Formen, nämlich die des ersten Konjunktivs. Dass sie oft verwendet werden, bezweifle ich, denn allein aus der Berichtsituation (indirekte Rede - Konjunktiv) kommt man selten in Gelegenheit, das Gesagte der zweiten Person zu weiterzuberichten.
Es tauchen aber auch immer wieder dieselben Formen - davon "saget" auch für 3.P.Sg. - auf, vornehmlich in älterer Literatur, oft des Versmaßes wegen. Dies ist dann kein Konjunktiv sondern Indikativ Präsens, sagest für sagst und saget für sagt.
