Wer spricht
Albanisch
und wo?
Die albanische Sprache wird von mehr als 6 Millionen Menschen auf dem Balkan gesprochen. Dazu gehören die rund 3,5 Millionen Einwohner der Republik Albanien, knapp 2 Millionen Bewohner der nun unter UNO-Verwaltung stehenden ehemaligen jugoslawischen Provinz Kosova (serbisch: Kosovo), eine starke albanische Minderheit in Mazedonien und eine kleinere albanische Minderheit in Montenegro.
Dazu kommen geschätzte 300.000 Angehörige einer albanischstämmigen Bevölkerung im südlichen Italien (die sogenannten Arbereschen) und in Südgriechenland (die sogenannten Arvaniten), Nachkommen von Albanern, die im 14. und 15. Jahrhundert, als das Osmanische Reich auf den Balkan vordrang, die Auswanderung wählten und bis heute ihre alte Muttersprache mindestens teilweise bewahrt haben.
Rechnet man noch die albanischen Kolonien in der Türkei, Amerika, Australien und den arabischen Ländern hinzu, die im 19. und 20. Jahrhundert von Wirtschaftsemigranten gegründet wurden, kommt man auf eine Gesamtzahl von über 7 Millionen albanisch sprechender Menschen auf dem Globus.
Die albanische
Sprache und
ihre Herkunft.
Das Albanische ist eine selbständige Sprache der indoeuropäischen Sprachenfamilie, die sich - wie das Griechische - keiner der großen Gruppen (Germanisch, Romanisch, Slawisch) zuordnen lässt. Seine Ursprünge liegen (nach der Meinung vor allem albanischer Forscher) in der Sprache der Illyrer, jedoch ist es nicht ganz einfach, diese Annahme zu belegen, da die Illyrer keine Schriftzeugnisse hinterlassen haben. Die über zwei Jahrtausende hinweg ständig wechselnden Herrschaftverhältnisse auf dem Balkan bewirkten auf jeden Fall, dass die Sprachen von Nachbarvölkern im Albanischen ihre Spuren hinterließen, das erst sehr spät in Schriftform gegossen wurde.
1908 wurde ein einheitliches Alphabet kodifiziert, doch die Entwicklung der Sprache ist noch in starkem Fluss. Erst 1980 erschien das erste (eine gewisse) Verbindlichkeit beanspruchende Wörterbuch der albanischen Sprache.
Das Albanische teilt sich in zwei Hauptdialekte, das Gegische im Norden und das Toskische im Süden, die beide in zahlreiche Unterdialekte zerfallen. Der Fluss Shkumbin in Mittelalbanien bildet in etwa die Trennungslinie zwischen beiden Dialektzonen.1972 wurde ein Rechtschreibkongress abgehalten, indem eine einheitliche albanische Schriftsprache festgelegt wurde, in der die toskischen Elemente überwiegen. Kritiker haben dahinter politische Motive der damals herrschenden kommunistischen Machthaber vermutet, doch hatte die entsprechende Entwicklung bereits vorher begonnen.
Die Albaner in Kosova, Montenegro und Makedonien haben diese Einheits-Schriftsprache übernommen, bedienen sich jedoch im täglichen Leben vorwiegend ihres gegischen Dialekts, während ein konsequent organisiertes Schulsystem im Staat Albanien bewirkt hat, dass die Hochsprache auch in den Alltagsgebrauch eingegangen ist. Mit den politischen Veränderungen seit 1990 sind die gegischen Elemente im Hochalbanischen gestärkt worden, und das jetzt möglich gewordene engere Zusammenrücken der Albaner aus Kosova mit den Albanern im Mutterland wird diesen Prozess sicherlich beschleunigen
Alphabet und
Aussprache des
Albanischen
Das seit dem Sprachkongress von Monastir im Jahr 1908 gültige albanische Alphabet bedient sich lateinischer Schriftzeichen, umfasst aber 36 Buchstaben. Es gibt nur zwei diakritische Zeichen (ë und ç), ansonsten werden neue Buchstaben durch Buchstabenverbindung gebildet: gj ist ein Buchstabe und wird wie dsch gesprochen.
Im folgenden werden nur jene Buchstaben des albanischen Alphabets aufgeführt, deren Aussprache sich wesentlich vom Deutschen unterscheidet oder die im deutschen Alphabet nicht vorkommen. Die Erklärung der Aussprache erhebt keinen Anspruch auf letzte sprachwissenschaftliche Exaktheit.
Wörter werden im Albanischen in der Regel (die selbstverständlich auch Ausnahmen kennt) auf der vorletzten Silbe betont, also: Tirana, Shkodra, Gjirokastra, aber Berat, Elbasan.
Auch der Nachname des bekannten Schriftstellers Ismail Kadare wird auf der letzten Silbe betont.
Buchstaben DES ALBANISCHEN ALPHABETS
die im Deutschen nicht vorhanden sind oder anders ausgesprochen werden:
c
"z" (wie Zacke)
ç
stimmloses "tsch"
dh
wie stimmhaftes englisches "th"
ë
wie englisches "a" in "a house" oder ein stimmloses
deutsches "ö"; im Auslaut und unbetont nicht gesprochen.
gj
stimmhaftes "dsch"
ll
gerolltes Zungen-l
nj
"nj" wie im spanischen "niño"
q
"tj" bzw. "tschj"
rr
gerolltes Zungen-r
sh
stimmloses "sch"
th
wie stimmloses englisches "th" in thing
v
"w"
x
stimmhaftes "ds"
xh
stimmhaftes "dsch"
y
"ü"
z
stimmhaftes "s" (wie in Rose)
zh
stimmhaftes "sch"
über die Albaner
und ihre Sprache
Lange galten die Albaner in Westeuropa als "unbekanntes Volk". Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt das kommunistische Regime in Tirana das Land von der Außenwelt abgeschottet. Auch wenn es (Gruppen-)Tourismus nach Albanien gab, so hatten doch die Einwohner des kleinen Staates an der Adria kaum ein Möglichkeit, das Land zu verlassen. Andererseits wurden die vielen tausend Gastarbeiter aus Kosova (so heißt das Kosovo bei den Albanern) und Makedonien, von denen viele bereits vor dreißig Jahren zu uns kamen, gar nicht richtig wahrgenommen, weil man sie der Gruppe der Jugoslawen zuordnete.
Erst als der Zusammenbruch des Kommunismus und der Zerfall von Titos Jugoslawien Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine große Zahl von albanischen Flüchtlingen aus Albanien und dem ehemaligen Jugoslawien in den Westen trieb, begann man die Albaner hierzulande (und nicht immer positiv) wahrzunehmen.
Eigentlich wieder wahrzunehmen. Denn es waren vor allem Forscher aus Deutschland und Österreich , die um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Albanologie als Wissenschaft begründeten, und ein umfänglicher Bestand an volkskundlicher und Reiseliteratur beweist, dass dieses uralte, geheimnisvolle Balkanvolk auch noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beträchtliches Interesse genoss.
Auch Karl Mai, der das Land der Skipetaren selber nie bereist hat, wird seine (allerdings nicht besonders gründlichen) Kenntnisse über die Albaner aus diesen Quellen bezogen haben.
Hier finden Sie eine Liste albanologischer Studien aus zwei Jahrhunderten
Albaner
oder
Skipetaren?
Die Albaner bezeichnen sich selbst als "Shqiptarë" und ihr Land als "Shqipëria". Dieses Phänomen ist, geschichtlich gesehen, Ergebnis einer Entwicklung erst in jüngerer Zeit. Im Mittelalter nannten sich die Albaner "Arbëresh", wie dies die Italo-Albaner noch heute tun. Diese Bezeichnungen gehen sprachgeschichtlich zurück auf den illyrischen Stamm der Albanoi, der in der Antike im Gebiet des jetzigen Mittelalbanien ansässig war. Er dient auch dem überwiegenden Teil der restlichen Welt bis heute als Namensgeber (die Türken sprechen, wenn sie einen Albaner meinen, von einem "Arnavut").
Woher stammten die neuen Bezeichnungen, und weshalb ging man zu ihnen über?
Die Albaner selbst erwähnen in diesem Zusammenhang gerne das Wort "shqiponjë", das heißt "Adler", was ihrem Stolz schmeichelt, weil sie diesem Tier die Eigenschaft kämpferischer Freiheitsliebe zuordnen. Auch im Ausland spricht man hin und wieder vom "Land der Adlersöhne".
Eine plausiblere Erklärung liefert indessen die Sprachwissenschaft: "shqip" bedeutet im Albanischen auch "deutlich", das alte Verb "shqipoj" meinte "klar und verständlich sprechen". Offenbar begann die altansässige Bevölkerung nach der Eroberung des Landes durch das Osmanische Reich, die eigenen Leute von den Fremden nach der Verständlichkeit des Idioms zu unterscheiden.
Die Bezeichnung "shqiptarë" für alle Menschen, mit denen man durch die gleiche Sprache verbunden ist, scheint sich dann allmählich zur Bezeichnung für das ganze Volk der Arbëreshen verfestigt zu haben.
BYE AJSHA
