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Estnisch (Eigenbezeichnung: eesti keel) ist eine agglutinierende Sprache und gehört zur Gruppe der finno-ugrischen Sprachen Es ist entfernt mit dem Ungarischen und eng mit dem Finnischen verwandt. Man unterscheidet drei Hauptdialekte: Nordestnisch (gesprochen in Tallinn (Reval) und in weiten Teilen Estlands Südestnisch, südlich von Tartu (Dorpat) und der Nordostküstendialekt, welcher sich östlich von Tallinn entlang der Küste bis hin zu der Grenzstadt Narva hinzieht. Durch die geringe Anzahl der Sprechenden sind viele Dialekte wie z.B. Mulgi oder Tartu, welche dem Südestnischen Dialekt zugeordnet werden, vom Aussterben bedroht. Aufgrund der Ähnlichkeit verstehen die meisten Esten das Finnische und umgekehrt, wenn auch die Worte den jeweils anderen oft fremd vorkommen. Gesprochen wird Estnisch von etwa 1 100 000 Menschen, von denen etwa 950 000 in Estland leben.
Geschichte
Das Schicksal der estnischen Sprache im 20. Jahrhundert
Im Jahre 1934, zur Zeit der ersten estnischen Unabhängigkeit, sprachen mindestens 88% der Bevölkerung Estlands Estnisch. Während der Zeit der sowjetischen Okkupation war die estnische Sprache einer gezielten Politik der Sprachunterdrückung unterworfen, die letztlich durchaus zum Linguizid hätte führen können, wenn Estland nicht 1991 erneut unabhängig geworden wäre. So wurde zwischen 1940 und 1990 durch gezielte Förderung der Einwanderung Estnisch stark zurückgedrängt (1990 gab es gerade noch 63% Estnischsprachige in Estland). Darüber hinaus wurde die estnische Sprache gezielt aus der Öffentlichkeit verdrängt und das Russische zur von allen Teilen der Bevölkerung beherrschten Sprache gemacht, so dass die Beherrschung des Estnischen für Nicht-Esten keinen praktischen Wert mehr hatte, zumal Russisch auch Amtssprache war. Es bedurfte großer Anstrengungen um diesen Zustand zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen. Im Jahre 2003 sprachen wieder etwa 68% Prozent der Einwohner Estlands estnisch. Seit dem 1. Mai 2004 ist Estnisch eine der Amtssprachen in der EU
Alphabet
Das estnische Alphabet verwendet die folgenden Buchstaben:
a, b, c, è, d, e, f, g, h, i, j, k, l, m, n, o, p, q, r, s, ¹, z, ¾, t, u, v, w, õ, ä, ö, ü, x, y
Wobei die Buchstaben c, è, f, ¹, z, ¾, q, w, x und y nur selten, entweder in Fremdwörtern oder fremden Namensgebungen vorkommen. Die Vokale a, e, i, o, u, ü, ä, ö und õ können alle in der ersten Silbe des Wortes vorkommen, in der zweiten sind aber nur noch die Vokale a, e, i und u möglich. Wörter, die mit den Buchstaben g, b oder d beginnen, sind Fremdwörter. Die am häufigsten verwendeten Wörter sind: olema (sein), jah (ja), ta, nad (er/sie; Einzahl und Mehrzahl), see (dies).
Grammatik
Es gibt keine grammatischen Geschlechter. In der dritten Person wird tema (Kurzform: ta) verwendet
Fälle
Im Estnischen unterscheidet man 14 Fälle, welche sich der finnischen Grammatik ähneln. In der estnischen Grammatik wird Akkusativ durch Nominativ, Partitiv oder Genitiv ersetzt.
Nominativ
maja (Haus), majad (Häuser), kool (Schule), koolid (Schulen)
Genitiv
maja (des Hauses), majade (der Häuser), kooli (der Schule), koolide (der Schulen)
Partitiv
maja, majasid
Illativ
kooli (in die Schule), koolidesse (in die Schulen)
Inessiv
koolis (in der Schule), koolides (in den Schulen)
Elativ
koolist (aus der Schule), koolidest (aus den Schulen)
Abessiv
koolita (ohne Schule), koolideta (ohne Schulen)
Adessiv
koolil (auf der Schule), koolidel (auf den Schulen)
Ablativ
koolilt (von der Schule), koolidelt (von den Schulen)
Allativ
koolile (auf die Schule), koolidele (auf die Schulen)
Essiv
majana (als Haus), majadena, koolina (als Schule)
Translativ
majaks (wird zum Haus), majadeks
Terminativ
majani (bis zum Haus), majadeni (bis zu den Häusern)
Komitativ
majaga (mit dem Haus), majadega (mit den Häusern)
Aussprache
In estnischen Wörtern wird grundsätzlich die erste Silbe betont, aus Fremdwörtern wird die Betonung aber häufig übernommen.
Schrift: lateinisch
