Halloooo!
Ich stolpere bei bulgarischen Texten manchmal über das reflexive Possessivpronomen, meist in seiner Kurzform „си“, und habe gemerkt, dass ich es kaum oder gar nicht benutze, wenn ich bulgarische Sätze zu bilden versuche. Vielleicht kann ich mein Sprachgefühl etwas verbessern, wenn ich dazu Fragen stelle an den Stellen, wo ich mir unsicher bin, auch wenn es sicher zu theoretisch wirkt:
1. Правиш ме щастлив с любовта си.
Laut meinem Lehrbuch soll ich das Reflexivpronomen unbedingt verwenden, wenn der dadurch angezeigte „Besitzer“ auch gleichzeitig Subjekt (der Verbalhandlung) des Satzes ist. Jetzt meine Frage: wäre es also regelrecht gebrochenes oder sogar unverständliches Bulgarisch, wenn ich sagen würde:
Правиш ме щастлив с любовта ти.
Oder ist das einfach nur schlechter Stil oder eben nicht Standard-Bulgarisch?
2. Моля, дай ми адлеса и телефонния номер си!
Noch schwerer als beim ersten Beispiel (Aussagesatz) fällt es mir beim Imperativ, an das reflexive Possessivpronomen zu denken. Vielleicht, weil man aus den Fragesätzen Formen wie "Как е името ти?" gewohnt ist (wo natürlich das Subjekt nicht gleich dem "Besitzer" ist). Wieder habe ich die gleiche Frage: Könnte ich auch "ти" statt "си" sagen?
3. Махни си ръцете от мен!
Warum erscheint das „си“ sogar noch vor dem „ръцете“? Es ist doch hier ein Possessivpronomen, oder?
4. гледай си работата!
Wie immer meine Frage, ob ich auch "ти" nehmen könnte. Und dazu die Frage: wenn ich provokant fragen will "Hast du keine eigenen Angelegenheiten?", wäre das dann so etwas wie "Нямаш ли работа си?" oder wie könnte/müsste ich das formulieren?
5. Не мога да си върша работата на спокойствие. ("ich kann meine Arbeit nicht in Ruhe schaffen")
Bezieht sich „си“ hier aud "работа", also ist es hier Possessivpronomen?
6. верен на думата си ("getreu seinem Versprechen"); оставам верен на принципите си ("seinen Grundsätzen treu bleiben")
Ist das „си“ hier Possessivpronomen? Und warum ist die Nennform im Lexikon nicht "верен на думата му", wenn es im Deutschen mit "seinem" übersetzt wird? Geht man für die Nennform fiktiv davon aus, dass der "Besitzer" als Subjekt auftritt und deshalb „си“ verwendet werden muß?
Verstehe ich es richtig, dass „си“ bei den folgenden Beispielen nicht als reflexives Possessivpronomen verwendet wird, sondern als Kurzform des Dativs des Reflexivpronomens "sich" ("на себе си")?
7. оставам верен на себе си ("sich selbst treu bleiben")
Könnte man hier auch einfach schreiben: "оставам си верен" oder muss die Präposition "на" hinein und damit dann die Vollform des Reflexivpronomens?
8. Ще се виждаме, да си кажем „Довиждане!“
Könnte man das „си“ hier weglassen und würde das die Bedeutung ändern?
9. Право да си кажа,… (im Sinn von „ehrlich gesagt“)
Gleiche Frage wie bei 3A.
10. (не) си струва (im Sinn von "lohnt sich (nicht)"/"ist (nicht) der Mühe wert")
11. Представям си! ("Kann ich mir denken!") / Мога да си представя ("kann ich mir vorstellen")
Mal wieder die Frage: könnte man auch "ми" verwenden?
Ich weiß, das klingt alles sehr problemschwer. In Wirklichkeit macht mir Bulgarisch aber eine Riesenfreude. Ich hoffe, man merkt mir's trotz der vielen doofen Grammatikfragen noch an ;)
