Na, nun verlier mal nicht den Mut!
Ich wollte dir eine "einfache" Regel zukommen lassen, die findet man in diversen DaF-Büchern, aber je mehr ich nachgedacht und mit deinen Sätzen verglichen habe, desto klarer wurde: Das ist wirklich schwierig.
Denn die Grundregel besagt:
Wenn NICHT den ganzen Satz negiert, steht es möglichst weit hinten:
Ihr Vater sieht sie nicht.
Ihr Vater kann sie nicht sehen.
Hier siehst du schon, dass es andere Satzteile gibt, die sich sozusagen um die hinteren Plätze streiten:
(1) bei Präfixverb: Ihr Vater ruft sie nicht an.
(2) mehrteiliges Prädikat:
Ihr Vater kann sie nicht sehen.
Ihr Vater hatte sie nicht sehen können.
Ihr Vater wird sie morgen nicht anrufen.
(3) adverbiale Bestimmungen im Rang von Ergänzungen (d.h. sie sind nötig, um bei genau dem verwendeten Verb den Satz inhaltlich komplett zu machen): Ihr Vater wohnt nicht auf dem Land.
Ihr Vater hat nicht auf dem Land gewohnt.
Dem Satz "Ihr Vater wohnt." fehlt etwas...
Und ich denke, dass es sich bei deinem Beispiel genau hierum handelt: Das Verb "schicken" allein hat nicht genug Information, um einen sinnvollen Satz zu bilden. Natürlich kann man formulieren:
"Immer schickte ihr Vater sie...!", aber dann muss man aus dem Zusammenhang wissen, was hier ausgelassen wurde, z.B. "... in den Keller" oder "... Zigaretten holen"
Die beste Erklärung habe ich bisher in der 4. Auflage der Duden-Grammatik gefunden, also nicht in der aktuellsten Auflage! Dort (§1154) wird noch mehr erklärt, aber das wollte ich jetzt nicht alles auch noch ins Spiel bringen. Aber dort wird über die Position von NICHT auch gesagt: "Genaue Regeln lassen sich hier nur schwer angeben, ..."
Ich hoffe, das bringt ein klein bisschen Licht in die Sache und erklärt, warum dein Satz b nicht richtig ist, obwohl er den gängigen Grundregeln im DaF-Unterricht entspricht! ;-)
lg Birgit
Nicht traurig sein Civanim,ich kann das auch nur weil es meine Muttersprache ist !Ansonsten hätte ich die gleichen Probleme wie Du !
Aber Birgit ,diese liebe Sonne ,kann gut erklären gell? Ich bewundere sie dafür!
Hier auch noch ein wenig Trost von mir:
Die normale Wortstellung ist zwar wie von Orsetta angegeben (ihr Vater wollte sie nicht zur Schule schicken), aber Deutsch gibt hier auch viele Freiheiten. Deine Versionen sind nicht nur (einigermaßen) akzeptabel, sie haben auch etwas Poetisches! In der Poesie werden oft vom Normalen abweichende Wortstellungen benutzt, sofern sie nicht völlig ungrammatisch sind. Ein Beispiel aus dem Lied von den Königskindern: Sie konnten zusammen nicht kommen
( http://ingeb.org/Lieder/eswarenz.html )
statt "sie konnten nicht zusammenkommen".
Falsch wären Versionen wie
Ihr nicht Vater wollte ...
Ihr Vater wollte sie zur nicht Schule ...
Oh ja, die dichterische Freiheit lässt praktisch alles zu, das sieht man bei epressionistischer Lyrik oder bei Ernst Jandl. Aber für Deutschlerner geht es ja darum zu lernen, wann sie einen völlig neutralen Satz gebildet haben und wann sie mit ihrer Formulierung "mehr" kommunizieren. Kann mich gut erinnern, wie ich mal in einer anderen Sprache das Wort für "Briefumschlag" gesucht habe. Kam dann auch auf was, flickte es flott in meinen Satz ein, da grinste mein Gegenüber gaaaanz breit und meinte, ich hätte da wohl zu viel Literatur aus dem 19. Jahrhundert gelesen... Na und ich wollte mich ja nun ganz und gar nicht antiquiert, gestelzt oder was auch immer ausdrücken, wollte einfach nur "Briefumschlag" sagen... ;-)
Birgit
Weil ich auch immer über die Stellung von "nicht" grübele, hier noch eine Ergänzung über die Negation einzelner Satzglieder (Birgit hat schon die Negation des ganzen Satzes erklärt). Diese Information stammt aus der Langenscheidt Kurzgrammatik.
10.1.5.2 Negation einzelner Satzglieder
In diesem Fall steht "nicht" direkt vor dem Satzglied, das negiert wird; das negierte Satzglied wird betont; z.B.:
Er hat seiner Tochter gestern Abend die Geschichte erzählt.
-->> Nicht er hat seiner Tochter gestern Abend die Geschichte erzählt. (sondern seine Frau)
Er hat nicht seiner Tochter gestern Abend die Geschichte erzählt. (sondern seinem Sohn)
Er hat seiner Tochter nicht gestern Abend die Geschichte erzählt. (sondern erst heute)
Er hat seiner Tochter gestern Abend nicht die Geschichte erzählt. (sondern etwas anderes)
Er hat seiner Tochter gestern Abend die Geschichte nicht erzählt. (sondern aufgeschrieben)
Nachdem (was mir gerade auffällt) könnte die Wortstellung auch folgendes sein (korrigiert mich bitte wenns falsch ist):
Ihr Vater wollte sie zur Schule nicht schicken. (gar nicht)
Ihr Vater wollte sie nicht zur Schule schicken. (sondern zur Oma).
Lg
Ja, die letzten zwei Sätze gehen beide, der letzte ("...nicht zur Schule...") ist der normale, unmarkierte. Da wird nichts betont. Zumindest kann man keine Betonung herauslesen. Der Satz davor klingt eher poetisch. Man würde ihn in einem Gedicht oder Märchen finden, weil man dort manchmal die Grammatikregeln stark verbiegen kann.
Wenn du "Ihr Vater wollte sie nicht zur schicken." sagst, kann man vieleicht dich fragen wohin ihr Vater sie schicken wollte.
(Siehe bitte, den Text von Miisa)
Hallo Civanim,
der erste Satz ist richtig. Kompliment, denn er ist nicht einfach.
Der zweite muss so lauten:
Ihr Vater wollte sie gestern nicht zur Schule schicken, sondern zum Opa.
oder:
Gestern wollte ihr Vater sie nicht zur Schule schicken, sondern zum Opa.