"σκεφτόμουν" oder "σκέφτηκα"? Damit wären wir wieder einmal bei einem der schwierigsten Kapitel der griechischen Sprache.
Marlies, an sich hast du völlig Recht mit deiner Überlegung, und ich würde es genauso sehen: Wenn man etwas "den ganzen Abend lang" tut, dann wird damit eine Dauerhaftigkeit/Kontinuität zum Ausdruck gebracht, die den Paratatikos (also "σκεφτόμουν") erfordert.
Aber dennoch wird in solchen Sätzen wie jenem von Cora77 - jedenfalls manchmal - auch der Aorist verwendet! Das könnt ihr an folgenden Satzbeispielen sehen (allesamt aus original-griechischen Buch- und Zeitungstexten):
- Όλη τη νύχτα την πέρασε εκεί περιμένοντάς τον. [nicht: "περνούσε"!]
- Οι κουκέτες ήταν πιασμένες [= die Kojen (auf dem Schiff) waren belegt] και κοιμήθηκα όλη τη νύχτα στο κάθισμα. [nicht: "κοιμόμουν"]
- Όλη τη βδομάδα που ακολούθησε συνεχίστηκαν οι ανακρίσεις [= die Verhöre]. [nicht: "συνεχίζονταν"]
Dasselbe, wenn es die Zukunft betrifft:
- Όλο το καλοκαίρι θα το περάσουμε στο νησί. ["περάσουμε" - also Aoriststamm - und nicht "περνάμε"!]
Ich erkläre es mir so: Alle diese erwähnten Zeiträume werden als eine einzige, abgeschlossene Einheit betrachtet: eine (konkrete) Nacht, eine (bestimmte) Woche, ein (bestimmter) Sommer (jeweils als Gesamtheit).
Insofern handelt es sich um etwas Punktuelles, und daher der Aorist - auch wenn das während dieser Zeit stattfindende Geschehen dauerhaft/kontinuierlich abläuft (denken, verbringen, schlafen usw.).
Für mich ist das der bei Weitem unangenehmste Teil der griechischen Grammatik.
