im Moment bin ich völlig down und will auf diesem Wege mal mein Herz ausschütten, denn mir ist etwas recht brisantes passiert, mit dem man eigentlich nicht hausieren geht, auch nicht bei den besten Freunden.
Trotzdem macht das 'In-sich-hinein-fressen' alles nur noch schlimmer und ich hoffe hier auf einen Trost und Denkanstoss.
Sie war so herrlich unkompliziert und wir haben ein paar wunderbare Tage verlebt, zur Weihnachtszeit ist sie dann nach hause zu ihren Eltern gefahren.
Naja, wir haben dann alle 2 Tage telefoniert und gesimst, und die Beziehung hat sich meiner Meinung nach weiter entwickelt.
Es ging dann sogar so weit, dass sie mir gesagt hat 'ich liebe dich' und dass wir von heiraten gesprochen haben.
Okay, ich habe das schon mit ein bisschen Abstand gesehen, aber wenn es eine zeitlang mit ihr geklappt hätte, hätte ich mir das auch vorstellen können und sogar gewünscht.
Dass öfters mal Probleme in der Heimat aufgetaucht sind, die immer mit Geldsorgen zu tun hatten, habe ich keineswegs zur Seite geschoben.
So, nach ursprünglich 2 Wochen geplantem Aufenthalt in Bulgarien sind dann krankheitsbedingt 4-5 daraus geworden, anschliessend durfte sie beim Grenzübertritt nach Rumänien das Land nicht verlassen.
Ende Februar war es dann soweit, und sie schickte mir eine sms, dass sie jetzt los fahren würde nach Deutschland.
Mit der Zeit kam dann meine Erkenntnis, dass sie entweder von der Polizei festgehalten (sie hatte wohl auch eine oder mehrere Anzeigen am Hals, die durch mein Geld dann wieder fallen gelassen wurden)wird oder sich ein Unfall ereignet hat und sie im Krankenhaus liegt.
Ich hatte nicht mal ihre komplette Adresse, das Telefon war tot, selbst Bulgaren konnten mir nicht helfen und sagen, wie ich heraus finden könnte, was mit ihr geschehen war.
Gestern sehe ich eine ihr ähnlich sehende Person in der Stadt und ich fasse es kaum, sie geht in ein Bordell.
Antwort: sie wurde tatsächlich 2 Monate von der Polizei festgehalten, diese hätte ihre Sachen kaputt gemacht, sie konnte mich nicht anrufen.
Nun stellte sich heraus, dass sie in ihrer Heimat wohl schon als Prostituierte gearbeitet und wohl ziemlichen Ärger mit ihrem 'Zuhälter' hat.
Jetzt müsse sie halt Geld verdienen, um ihre Probleme zuhause zu lösen, sprich die Polizei zu bestechen.
Und da sie halt nicht besonders gut deutsch kann und hier niemanden kennt, sei dies die einzige Möglichkeit.
Sie hat mir dann die Schwielen von den Handschellen gezeigt und immer wieder erwähnt, wie hart die letzten beiden Monate waren.
Und in der Tat hat sie einen recht abwesenden und nervösen Eindruck auf mich gemacht, eine nach der anderen geraucht und ständig mit Papier in ihren Händen gespielt.
Ich fragte sie dann, ob sie, wenn alles normal gelaufen wäre, sich gemeldet hätte und zu mir gekommen wäre und sie antwortete 'ja, ehrlich.
Noch im Schockzustand fragte ich, was sie antworten würde, wenn ich ihr sagen würde 'pack jetzt deine Sachen und komm mit mir'.
Nach rund einer Stunde bin ich dann gegangen und ich denke unser Wiedersehen hat sie schon beeindruckt, denn ihre Tür blieb dann erstmal noch eine ganze Zeit lang geschlossen.
Wer jetzt sagt, ich sei nur der Zahlmeister gewesen, dem muss ich erwidern, dass sie mich nie direkt um Geld gebeten hat.
Es war ihr sogar unangenehm und sie sagte mehrmals am Telefon, 'Du kannst doch nicht nur für mich arbeiten gehen.'
Auf der einen Seite bin ich wütend auf sie, dass sie mir nicht früher von ihrer Situation erzählt hat.
Okay, wenn man ihre Handykarten zerstört oder einbehalten hat, konnte sie sich vor zwei Wochen, als sie wieder nach Deutschland kam, nicht melden bei mir.
Fragen über Fragen geistern mir durch den Kopf und die zweite Nacht ohne Schlaf steht unmittelbar bevor.
Sie war meine süsse, kleine Maus, die Gefühle zu ihr sind in ihrer Abwesenheit grösser statt kleiner geworden, sie hatte sich zuhause ein Wörterbuch gekauft und deutsch gelernt, was mich richtig beeindruckt hatte und ein Zusammenleben mit ihr stand für mich eigentlich schon so gut wie fest.
Sie schien nicht abgeneigt und hat sich gefreut, als ich mit ihr über so banale Dinge wie Deutschkurs, feste Arbeitsstelle und Krankenversicherung geredet habe.
Das letzte mal als ich mich so fühlte war vor sieben Jahren als mir der Tod meiner Mutter mitgeteilt wurde.
Und ich weiss nicht, wenn ich nicht wüsste, dass ich noch gebraucht werde und Verantwortung für andere Menschen habe, wer weiss...
Warten ?
Hoffen ?
Auf jeden Fall möchte ich ihr noch einen Brief schreiben und damit sie ihn wirklich versteht, sollte er auch auf bulgarisch sein.
Waren die grossen Worte von Liebe und Heirat doch nur Mittel zum Zweck um Deine finanziellen Probleme zuhause lösen zu können?
In kurzer Zeit haben wir manche Gemeinsamkeit gefunden, nach jedem Telefonat habe ich dich noch mehr vermisst als zuvor und jeden Tag stieg die Vorfreude auf den Zeitpunkt, an dem ich dich wieder in den Arm würde nehmen können.
Immer wieder habe ich von ein paar wunderbaren Tagen mit dir gezehrt, mit dir hat es sogar Spass gemacht, durch 8 Läden auf der Suche nach einer ganz bestimmten Jeans zu ziehen.
Und auch wenn ich für deine schwierige Situation Verständnis habe, so bin ich doch sehr enttäuscht, dass du mir früher nicht mehr von dir erzählt hast, dass du am Sonntag ziemlich teilnahmslos gewirkt hast und dass du jetzt nicht den Mut hast, mich anzurufen.
Es ehrt dich, wenn du deine Probleme alleine bewältigen willst, aber vielleicht ist es ja auch doch nur so, dass ich nie eine wirkliche Rolle für dich gespielt habe?
