Deutsche Grammatik

Ich hab ein Buch, wo es steht: Im Köln zur Zeit der französischen Besatzung gab es keine Hausnummern. Warum "Im Köln" und nicht "in"?

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Hallo Miisa,
nur eine erste Erklärung aus dem Gefühl heraus:
im Köln - im (Städtchen) Köln

LG, Margitta



Experten sind gefragt....;)

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Ich hab im Duden was gefunden:
1. Genus:
Ortsnamen sind im Allgemeinen Neutra, selbst wenn in Zusammensetzungen das Grundwort ein anderes Genus hat (das ewige Rom, das schöne Salzburg). Nur in altertümlich-dichterischem Gebrauch treten die Städtenamen auch als Feminina auf: die hohe Rom (Klopstock); ... weil Carthago alle ihre Kräfte zusammennehmen wird (Wieland).

Da Köln sächlich ist:

Das Köln der französischen Besatzung hatte keine Hausnummern.
Im Köln der französischen Besatzung gab es keine Hausnummern.

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Attribuierung
Hallo Miisa und Margitta,

hier eine Ergänzung zu "Stadt = neutrum"...

Man kann sicher sagen "Dieses Köln geht mir ganz schrecklich auf die Nerven!" - dann hat man gezeigt, dass artikellose geographische Namen neutrum sind.

In dem Köln-Beispiel von Miisa kommt aber noch etwas hinzu und das ist häufiger der Fall als mein Nerven-Beispiel oben:
Köln (= geographischer Name ohne Artikel) wird attribuiert. Attribute können ganz verschieden aussehen, z.B.
vorangestellte Adjektive: "das mittelalterliche Köln"
nachgestellte Genitiv-Phrasen: "das Köln der Karnevals-Jecken"
nachgestellte Präpositional-Phrasen: "das Köln zur Zeit der ..."
zum Weiterlesen: Duden Grammatik, 7. Auflage, §399, wo der Artikelgebrauch "sekundär" genannt wird.

Vielleicht kann man sich das so vorstellen: Köln ist eine Gesamtheit - aber die "Kölne", die hier durch Attribute gekennzeichnet sind, bezeichnen spezifische Segmente der Gesamtheit Köln. So kann es gleichzeitig mehrere "Kölne" geben: das Köln der Kulturschaffenden, das Köln der Karnevalsaktiven, das Köln der ...??
lg Birgit
  
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Ist jetzt klar, danke. Wird aber eher wenig benutzt, oder? Das erste mal als ich getroffen hab..

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hmmm, keine Ahnung, wie das prozentuell gegenüber nicht attribuierten Namen ist. Übrigens ist "die kluge Miisa" prinzipiell dasselbe Phänomen, hier ist auch ein Artikel erforderlich.
Mir ist sowas zum erstenmal ins Bewusstsein gekommen, als ich mit Deutschprüfungen für Deutschlerner zu tun hatte, in deren Sprache diese Inhalte anders konstruiert werden. Da musste dann vor allem in den Übersetzungsprüfungen immer so ein Klops rein ;-)
Birgit

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Tsss.. die "kluge" könnte man sicherlich bei mir weglassen... Hab mich nur gewundert, weil ich dieses Buch hab, wo es immer irgendwelche komische Konstruktionen im Text gibt.. Frage nur deswegen, ob sie möglicherweise Fehler sind oder könnte ich von denen lernen, also in Gebrauch nehmen...

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:-D dann nimm es als Beispiel!

Nein, die Konstruktion ist völlig korrekt, aus dem Bauch raus würde ich sie eher in der Schriftsprache ansiedeln als in der gesprochenen.
Relativ oft kommt sie sicher in der Sprache der Tourismuswerbung (oder der Werbung allgemein) vor, z.B. "das romantische Rothenburg" (131 Google-Treffer), "das weltoffene Hamburg" (91 Treffer), "das mondäne Berlin" (73).
Gesprochen kannst du solche Konstruktionen bestimmt bei Stadtführungen hören, wenn es um die Geschichte der Stadt geht. (Wobei diese Texte ja dann meistens so einen Erzählstil haben, der viele Züge aus der Schriftsprache hat...)
:-) Birgit

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:) OK; danke für die Erläuterung.. In meinem Text erzählt man ja über die Kölner Geschichte, also da ist die Konstruktion wohl angebracht.. :) Also, ich glaub ich hab es jetzt, wo und wie man sie gebrauchen kann. Schönen Tag noch.

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