Ich bin mal wieder auf ein Problem in der Deutschen Sprache gestoßen:
Als Erzähler in der Gegenwart möchte ich von meiner Freundin berichten, die in der Vergangenheit 2 Monate vor der Entbindung ihres Kindes stand.
So: "Beatrix war glücklich, in zwei Monaten sollte sie enbinden werden"? oder "... in zwei Monaten wird sie entbunden haben werden" oder oder ???? Das gleiche gilt auch für "Beatrix bereitete schon alles vor. In zwei Monaten wird/würde sie Geburtstag haben"
Versteht jemand was ich meine?
Konditional II, Futur II oder was???
Hallo Giò,
da hast du ja ein Thema angeschnitten ;-)
In deinen Beispielen kommen mehrere Dinge zusammen, das macht sie ein bisschen schwierig, nämlich Tempus- und Modus-Fragen und dann noch die Frage nach Aktiv/Passiv.
Erstmal zu Aktiv/Passiv:
Denkbar sind:
(1) Beatrix war glücklich, in zwei Monaten würde sie entbinden.
(2) Beatrix war glücklich, in zwei Monaten sollte sie entbinden.
In (1) und (2) ist "entbinden" intransitiv. Sie selbst vollführt eine Handlung (Kind zur Welt bringen).
(3) Beatrix war glücklich, in zwei Monaten würde sie entbunden (werden).
(4) ..., in zwei Monaten sollte sie entbunden werden.
Hier ist "entbinden" anders konstruiert: Der Arzt bzw. die Hebamme hilft der Frau, das Kind auf die Welt zu bringen, er/sie entbindet sozusagen die Frau - darum ist das auch im Passiv möglich.
Jetzt zu den Hilfsverben...
(1) ... in zwei Monaten würde sie entbinden.
(2) ... in zwei Monaten sollte sie entbinden.
Die Duden-Grammatik nennt die Form in (1) "Schicksalsfutur" (§739, wenn du's genauer nachlesen willst). Die Bezeichnung SCHICKSALsfutur wird in seiner Dramatik an anderen Beispielen vielleicht klarer:
"Fröhlich winkend reiste sie ab. Keiner ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass sie ihre Heimat nie wiedersehen würde."
Ein Erzähler, der die Zukunft der Figur kennt (in meinem Beispiel) oder eben Beatrix, die von dem normalen Gang der Dinge ausgeht, kann sagen, wie die Zukunft sich entwickelt.
Weiter sagt die Duden-Grammatik, dass in diesen Fällen auch fast immer "sollen" + Infinitiv möglich ist (Satz 2). Für mein Gefühl sind die "sollen"-Sätze tendenziell etwas schicksalhafter als die "würde"-Sätze, weil der Wille eines Dritten (der hinter der üblichen Verwendung von "sollen" steckt) hier mitschwingt.
So und jetzt noch das "würde sie entbunden haben" - das ist auch korrekt, bezieht sich aber auf einen anderen Zeitpunkt: Diese Form drückt nämlich aus, dass Beatrix bzw. der Erzähler auf die Zeit NACH der Entbindung schaut (B. HAT schon entbunden). In (1) und (2) wird auf die Zeit der Entbindung geschaut.
Das "würde" + Infinitiv ist aber wieder Schicksalsfutur...
wowww, dass Du das ueberhaupt verstanden hast....
Das werde ich jetzt erst einmal in Ruhe verdauen und versuchen zu verstehen :)
Du bist ein Schatz!!!!