also, ich klär dich mal kurz auf :-)
In letzter Zeit hört man über den Iran vor allem im Zusammenhang mit Atombomben und politischen Problemen.
Einige Fussballfans kennen den einen oder anderen iranischen Fußballspieler. Aber ansonsten ist der Iran eher eine unbekannte. Einige Sachen die man zu hören bekommt sind z.b. "Was? Ihr habt Berge!?" "Ich mochte schon immer die arabische Kultur." "Ach, die Mädchen bei euch kennen Chanel? Und sie schminken sich?" und auch öfters "Bist du aus Persien oder aus dem Iran?"
Dies soll eine kleine Einführung in Irankunde sein, mit kleinen Reisetipps, auf dass sich ein tapferer Mensch findet und die Kultur aus der Nähe kennen lernt:
Nicht nur Sandwüste
Fakt ist, dass der Iran aus über 50% Wüstengebieten besteht. Andererseits fühlt man sich in Tehran auch öfters wie in Innsbruck, da die Stadt von 3000ern des Elburs Gebirges, samt dem Höhepunkt dem über 5000er Damawand umgeben ist. Überhaupt ist der Iran was Flora und Fauna betrifft unheimlich interessant, da man im Land zu jeder Jahreszeit alle 4 Jahreszeiten spüren kann. Man kann z.b. im Winter in der Früh in Shemshak Ski fahren gehen, zu Mittag in ein Flugzeug steigen und am Nachmittag in Kish am persischen Golf schwimmen. Im 100km Umkreis der Stadt Shahroud befindet sich das Kaspische Meer, die große Salzwüste und der Kältepol des Irans mit max. 10° im Sommer.
Arabische Welt
Klar, man schreibt im persischen auch von rechts nach links und die Schrift ähnelt schon sehr der arabischen. Dennoch ist Persisch eine Indo-Europäische Sprache und keine Semitische, wie das Arabische. Überhaupt sind Iraner, mit einer Ausnahme von 3% der Bevölkerung, die an der Grenze zum Irak wohnt, keine Araber. Man wird sehr böse angeschaut, wenn man im Iran irgendwas von Arabern redet, was auch historisch bedingt ist. Aber Fakt ist, dass Iraner keine Araber sind und das sollte man sich bitte merken, im eigenen Interesse.
Perser-depp-ich
Oft wird in Europa vom alten Persien geschwärmt. Vielen ist der Unterschied zwischen Persien und Iran auch nicht wirklich klar, man hört sogar von vielen Iranern noch immer "Persien", da sie glauben, dass die Leute mit Persien eher das alte Perserreich, Farrah Diba und Hafez assoziieren, als irgendwelche Turbanträger. Aber Fakt ist, dass die Bezeichnung Persien und Perser einfach falsch ist und knapp 45% der iranischen Bevölkerung nicht dazu zählt. Der Iran ist nämlich ein multi-ethnisches Land und die Perser sind eben nur eine Ethnie von vielen. Das wäre ungefähr so, wie wenn man Basken oder Galizier als Kastillen und Bayern als Preußen bezeichnen würde, oder Deutschland wäre die Preußische Republik, etc.
Man kann aber für alles kulturelle ruhig den Ausdruck "persisch" verwenden, da die antike Kultur hauptsächlich persisch war und überhaupt alles kulturelle auch im Iran als "persisch" bezeichnet wird. Die Sprache ist im übrigen auch "Persisch" oder auch bekannt als "Farsi".
Fight for your right to Party
Wenn man sich Bilder von diversen Festen im Iran anschaut, oder Bilder von iranischen Mädchen, dann wundert man sich sehr über die ganzen Erzählungen, die man so hört. "Wo sind die Kopftücher?" "Ich dachte ihr rennt auch zu Hause so rum!" "Diese eine Louis Vuitton Tasche habe ich doch erst kürzlich hier gesehen." "Schöne Nase, aber das schaut doch sehr operiert aus. Bei euch gibt es Schönheitschirurgie?"
Die Frauen des Irans haben seit jeher sehr viel Wert auf ihr Aussehen gelegt. Überhaupt ist dies eine Tatsache im Orient, die aber viele Menschen im Westen nicht glauben wollen. Mittlerweile ist es so, dass im Iran die Kopftücher ganz locker getragen werden und die Mäntel ganz eng anliegen und sehr tailliert sind und was auf diversen Privatparties im Norden Tehrans los ist, hat man noch nie gesehen, auch wenn man aus Europa kommt. Klar, der Islam spielt noch immer eine Rolle im Iran, aber so ernst und nach Vorschrift nimmt es fast niemand. Alkohol ist im Iran genauso zu finden, wie in Europa, nur eigentlich darf man es nicht. Mit Mädchen ausgehen und eine Beziehung haben ist auch ganz normal, nur sollte man sich dabei nicht erwischen lassen. Eigentlich ist alles wie in Europa, mit der Ausnahme, dass man eben aufpassen sollte, dass die Ordnungshüter einem nicht erwischen, weil offiziell ist es noch nicht erlaubt, doch das macht ja erst den Reiz aus und bringt auch diverse Gefahren mit sich, da einige Leute es immer wieder übertreiben, eben als eine Form der Revolte gegen gewisse Begrenzungen diverser Freiheiten.
Immerhin hat die Regierung aber einige Tatsachen eingesehen und so gibt es in letzter Zeit vermehrte Aufklärung in Sachen Sex, Aids, Drogen und sonstigen Problemen.
Was Schönheitschirurgie betrifft, ist der Iran laut Marie Claire nach USA und Brasilien prozentuell und absolut die Nummer 3 der Welt.
It's always better on holiday...
Mag sein, dass man als Kind "Nicht ohne meine Tochter" gesehen hat und noch immer ein wenig erschrocken und voreingenommen ist. Aber die meisten Menschen sind sehr Gastfreundlich und man freut sich über ausländische Touristen. Klar, dass man auch mal gerne auf den Arm genommen wird und Leute einem etwas andrehen, soll es geben, gibt es aber überall. Die Gastfreundschaft sollte aber kaum zu toppen sein.
Am besten fliegt man in den Iran, da Zug und Schiffsverbindungen sehr abenteuerlich sind, vor allem aus Europa kommend und Auto fahren im Iran für einen Mitteleuropäer ein Ding der Unmöglichkeit. Alle Europäer, bis auf Bosnier und Türken, brauchen ein Einreisevisum, dass sie bei der Botschaft oder beim Konsulat beantragen können. Nach Möglichkeit sollte kein israelischer Stempel im Pass sein, da man sonst kein Visum bekommt, oder spätestens im Iran selbst als zionistischer Spion gilt. Zwischen den Regierungen des Iran und Israels ist nämlich offiziell nicht sehr gut Kirschen essen.
Im Land selbst empfiehlt es sich einen einheimischen Guide zu besorgen, oder zumindest an einer Tour teilzunehmen. Allein zu reisen hat sicherlich auch seine Herausforderung, doch wenn man diversen Gefahren ausweichen will, wirklich Ahnung vom Land bekommen will usw. dann nach Möglichkeit mit einem Führer. Wenn man Freunde im, oder aus dem Iran hat, dann hat man sowieso den Jackpot gezogen und sollte das unbedingt ausnützen.
Persönlich empfehle ich folgende Reiseroute durch den Iran, für 2 Wochen:
Tehran(2 Tage)-Isfahan(3 Tage)-Shiraz(Ruinen von Perspolis/3 Tage)-Yazd(2 Tage)-Kerman(2 Tage)-Tehran.
Dann hat man so ziemlich kulturell die wichtigsten Städe gesehen und ein gutes Bild gewonnen. Falls jemand 3 Wochen bleibt, sollte er unbedingt die Natur am Kaspischen Meer und das unglaublich blaue Wasser am persischen Golf genießen.
Hotels mit halbwegs brauchbarem Standard kosten knapp 30 Euro/Nacht. Es lässt sich billigeres finden, nur da muss man dann meistens mit einem Bett und einem Ventilator auskommen. Wem das reicht, viel vergnügen. Dafür ist essen, Transport und sonstiges für europäische Verhältnisse sehr billig. Trotzdem sollte man über 1000 Euro Reisekasse planen, damit man keine Engpässe und Probleme hat. Wenn man Freunde im Iran hat, dann knapp 600-700 Euro, denn Flugtickets und Visum sollte man selber zahlen.