Also ich spreche ja selbst serbisch und ich habe auch serbokroatisch (in meinem Zeugnis steht sogar z.T. "hrvatskosrpski"; imala sam nastavnika iz Zagreba) in der Schule gelernt. Das Serbokroatische war zwar zu Zeiten Jugoslawiens die offizielle Staats- und Hauptverkehrssprache, allerdings gab es meines Wissens nach schon vor dem Zerfall (vor allem nach der Verfassungsänderung von 1974) zwei offizielle Varianten (srpskohrvatski i hrvatskosrpski) und regionale Ausdrücke (bosnisch -herzegowinisch, montenegrinisch) die als Amtssprachen dienten, davor gab’s die östliche (in Sr, CG, BiH) und die westliche (in Hr, BiH) Variante des Serbokroatischen.
Die bosnische Sprache ist eine recht junge Sprache und es stimmt, dass es genaugenommen bosniakisch heissen müsste, denn "bosanski" sollte schon eine Sprache für die Gesamtbevölkerung sein... wir können ja auch kein "vojvođanski jezik" einführen (mit der serbischen und kroatischen Sprache könnte es noch klappen, mit dem Slowakischen wäre es schon viel schwerer und beim Ungarischen, Rumänischen oder Deutschen wäre es ein Ding der Unmöglichkeit)... wobei die Serben und Kroaten aus BiH keine Minderheiten, sondern auch staatstragende Völker sind... andererseits hast Du ja aber selbst geschrieben dass alles ein und die selbe Sprache ist (was linguistisch gesehen richtig ist), dann sollte man auch unter dem Begriff "bosnisch" das Serbische und Kroatische aus BiH miteinbeziehen... zaista je komplikovano ;)
Was ich aber noch nicht so ganz verstanden habe, ist, warum man in einem alten Lexikon serbisch, aber kein kroatisch finden kann bzw. wieso die Sprachen die einst als Serbokroatisch bezeichnet wurden Abwandlungen vom Serbischen sein sollen? Es könnte ja auch andersherum sein, das Ganze ist etwas komplexer (es gab in Laufe der Zeit unterschiedliche Sprachbezeichnungen). Die kroatische und die serbische Standardsprache sind unabhängig voneinander (beide auf der štokavisch-ijekavischen Dialektbasis) entstanden. Von Anfang bis Mitte des 19. Jh. haben erst serbische (Vuk Stefanović Karadžić), dann kroatische (z.B. Ljudevit Gaj; im Rahmen der illyrischen Bewegung) Intellektuelle die serbische und die kroatische Schriftsprache kodifiziert, kurz darauf kam es zur intensiveren Zusammenarbeit... ansonsten ist der gesamte südslawische Sprachraum ein Dialektkontinuum und BKS bilden eh ein Diasystem.
Tja, soziolinguistisch werden es wohl immer mehr Sprachen, ich kann nur hoffen dass dabei die Toleranz nicht ganz verloren geht...
A sad još jedno pitanje. Werden beim "bosnischen serbisch" echt so viele kroatische Wörter verwendet, ich dachte bisher dass man dort, sowie in Montenegro, die ijekavische Aussprache benützt, die Wörter aber eher serbisch (z.B. "hljeb" anstatt "hleb" und nicht "kruh") sind?
