Das ist die Antwort auf Beitrag 17415187

Deutsche Grammatik

Moin!

Wenn durch eine Präpositional-Phrase wie "laut ..." / "... gemäß" / "... zufolge" markiert ist, dass hier jemand anders referiert wird, ist der Indikativ "hat er" völlig unproblematisch. Der Grammatik Duden nennt ihn dann sogar den "Normalmodus" (§768ii) und erwähnt den Konjunktiv I in diesem Zusammenhang gar nicht.

Das Ganze ist meiner Meinung nach teilweise eine Stilfrage. In der Umgangssprache würde doch praktisch niemand den Konjunktiv verwenden - außer, wenn er ganz besonders starke Zweifel an der Wahrheit des Gesagten markieren will. In sehr formellen Texten dagegen wird man eher zum Konjunktiv greifen als in umgangssprachlichen. Ich meine, es geht nicht um ein rein formales Richtig/Falsch, sondern auch darum, was man genau sagen will und auf welchem Stilniveau man sich bewegen will. Oder?

Viele Grüße
Birgit

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re: Moin, Birgit,
is halt meine Schwäche - ich antworte bei der Grammatik so ausm Bauch raus. Funktioniert meistens.
Und bei solchen Begriffen wie "Präpositionalphrase" nehm ich lieber Reißaus. Könnte auch auf Anhieb - so isoliert - nichts damit anfangen. Mut ich deswegen auch andern nicht gerne zu.
Aber es ist schon OK - wie du das machst - es hat Hand und Fuß.
Weil du sagst: Stil - ich verwende gerne gelegentlich den "unnormalen" Modus.
Die deutsche Sprache - sagt man - sei so reich. Aber es liegt oft so viel davon brach. Altes wieder ausgraben - kann ich nur empfehlen. Da kann man so schön jonglieren und variieren. Manchmal wird auch was Neues kreiert - hat schon unser Goethe gerne gemacht.

;) - Thomas

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mach doch meine schöne "Präpositionalphrase" nicht zum Monster... ;-) Wenn man sich mal klar macht, dass da eine Präposition am Werk ist, dann weiß man, dass die auch i.a. irgendeinen Kasus herbeizwingt. Und so ein bisschen strukturelles Denken ist meistens wichtig, wenn man eine Sprache als Fremdsprache lernt. Wer ist schon so talentiert, dass er als Erwachsener eine Fremdsprache sozusagen über die Poren aufnimmt?? Ist zwar schade, ist aber leider trotzdem so :-(

Und ein Hoch auf dich, wenn du den Konjunktiv pflegst! Ich bin auch ein Fan davon, aber wir gehören wohl zu einer aussterbenden Spezies. Vielleicht sollten wir vor unserem Untergang noch schnell eine Gesellschaft zur Stärkung des Konjunktiv bilden? Vielleicht als Untersektion der Gesellschaft zur Stärkung der Verben (http://www.soviseau.de/verben/index.php)?

LG Birgit

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...aus'm Bauch raus!
Thomas,
danke für den Tipp: Statt Grammatikbücher zu lesen, sollte ich sie mal ESSEN !!!

;-)

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Stilfrage
moin moin, Birgit,

wenn du die Stilfrage auf Konjunktiv II beziehst, stimme ich mit dir überein (also: ich ließe, statt ich würde lassen)
Bei Konjunktiv I müsste ich heftigst widersprechen. Der falsche Gebrauch desselben hebt nicht das Niveau, sondern führt zur berühmten Verschlimmbesserung.

LG, Bahiano

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Hallo Bahiano,

ja, ich stimme dir zu und auch wieder nicht ganz ;-)
In spontaner Rede kann ja nun alles vorkommen, weil die meisten schneller reden als denken. Aber mir stellen sich auch immer wieder die Nackenhaare, wenn ich in nicht-spontaner Rede, also in Radiobeiträgen usw., höre "Ich würde sein, ich würde haben" ... uaaaaah ... Schauder! Da sehe ich über "ich würde lassen" fast schon mit milder Schicksalsergebenheit hinweg.

Wenn Konjunktiv I ganz "freiwillig" verwendet wird (also nicht in festen Wendungen wie "Es lebe das Brautpaar!"), dann hat er für mich hauptsächlich die Funktion, die Verantwortung für den Wahrheitsgehalt vom Sprecher auf jemand anderen zu übertragen. Und das geschieht oft in Texten, die gern ein bisschen formelhaft sind, oder? Ich denke an Berichte über Politikerreden, diverse Texte im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten usw. Insofern gehört KI in bestimmte Textsorten und auf ein bestimmtes Sprachniveau. So meinte ich das.

Und du hast recht, dass nach "laut/gemäß/..." die Wiedergabe des Gesagten formal keine indirekte Rede ist. Es ist nur von der Funktion her mit der indirekten Rede vergleichbar, weil auch die Präpositionen klar markieren, dass das Folgende nicht die Meinung des Sprechers ausdrückt. - Aber damit komme ich doch klammheimlich und von hinten her mal wieder zu meinem alten Mantra zurück, dass ein bisschen Formalismus bei der Sprachbeschreibung gar nicht übel ist... (von wegen Präpositionalphrasen ;-) Werde nun wohl das Wochenende der Lektüre meiner zuletzt erworbenen Grammatik widmen :-D
Dir/Euch ein schönes!
Birgit

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