Da hast du eine interessante Feststellung gemacht! :)
Regeln gibt es schon dafür, oder besser gesagt, eine Erklärung. Die ist ohne Kenntnisse des Mittelhochdeutschen leider schwer anwendbar, da sich Schweizerdeutsch ja nicht aus dem Hochdeutschen entwickelt hat, sondern beide vom Mittelhochdeutschen abstammen. Genauso wenig stammt ja der Mensch vom Affen ab.
Also... das was heute im Hochdeutschen als Diphthong ei /ai/ realisiert wird, waren früher soweit ich weiß 2 unterschiedliche Laute (î /i:/ und ei /ei/), die sich unterschiedlich entwickelt haben, im Schweizerdeutschen. Beim Hochdeutschen sind die beiden Phoneme zu ei /ai/ zusammengefallen.
Normalerweise trifft das sehr oft zu. Zum Beispiel:
• Speiche < mhd. speiche < ahd. speihha. Was das auf Schweizerdeutsch heißt, weiß ich leider nicht. Auf Englisch ist's aber z.B. "spoke", denn das /ei/ hat sich zu /o:/ entwickelt.
• Leine < mhd. lîne < ahd. lîna. Kann leider kein Schweizerdeutsch, aber wahrscheinlich sind die Aussprachen der beiden Wörter in Bezug auf den Diphthong nicht identisch. Auf Englisch wurde daraus "line", somit wurde aus /i:/ im Englischen /ai/.
Bei deinen Beispielen wäre das:
• Polizei = neueres Lehnwort aus dem Lateinischen, also so gesehen nicht Deutsch --> keine Veränderung des Diphthongs.
• schneien < mhd. snîwen, snîen --> hier könnte allerdings eine phonetische Regeln greifen, da das "ei" direkt vor einem anderen Konsonanten steht... das weiß ich aber nicht.
• weiter < mhd. wîter --> Hier ist /i:/ im Schweizerdeutschen auch /i:/ geblieben.
• Heirat < mhd. hîrât- --> Ich glaube, das "ü" ist hier ein anderer Dialekt. Könnte hier nicht sagen, warum es nicht "hirate" heißt.
Naja... also bei deinen Beispielen ist's leider nicht so einfach zu beantworten. Oft spielt nämlich noch die Rolle, ob das Wort irgendwie in einer anderer Zeit von einer anderen Quelle übernommen wurde. Das Wort "Polizei" gab's auch im Mittelhochdeutschen schon als policei, aber der Gebrauch war damals viel zu selten... deswegen ist es ein eher neumodisches Lehnwort... übernommen sicherlich aus'm Hochdeutschen. Und es gibt noch viele andere phonetische Regeln, die eine Rolle spielen können.
Übrigens: Man sagt ja auch in Sachsen für eins, zwei, drei: "Eens, zwee, drei" und nicht "Eens, zwee, dree". Das liegt auch daran, dass die Zahlen im Mittelhochdeutschen nicht den selben Laut hatten: ein(e)z, zwei, drî...
Hoffe, ich konnte deine Frage zumindest teilweise beantworten.
Gruß,
- André
Speiche=Schpeiche (in meinem Dialekt aber: Schpaiche;-))
Leine=Leine bzw. Laine
dann zu hürate...ich denke in den meisten Dialekten wird es mit ü ausgesprochen....
in meinem Dialekt zähle ich übrigens so: ais, zwai drü;-) aber dreizehn=drizäh...dreiundzwanzig=drüezwanzg...
etc....
also fragt mich nicht, warum das so ist;-)
Lg aus der Ostschweiz
Naja, auf Hochdeutsch ist's ja so gesehen auch "Schpaiche" und "Laine".
Hmm... okay, also scheint an dem "ü" doch was dran zu sein. Übrigens sehr interessant, dass man die 3 in 13 als "drei" ausspricht, und nicht als "drü", wie sonst...
Kann ich leider auch nicht erklären... man bräuchte eine riesige Liste von kurzen Wörtern, die auf Hochdeutsch mit "ei" geschrieben werden. Die muss man dann auf Schweizerdeutsch, Mittelhochdeutsch und Althochdeutsch übersetzen und dann gucken, ob man da irgendwo ein Muster sehen kann. Manchmal kann's auch der Unterschied zwischen einem betonten und einem unbetonten "ei" sein. Aber in "heiraten" und "drei" wird das "ei" ja in beiden Fällen betont...
Hallole,
danke für eure antworten, vor allem du vortarulo für deine bemühungen :) Ich weiss es gibt nen zusammenhang zum mittelhochdeutsch aber irgendwie hats mich auch nicht viel weitergebracht..
Ich hab mal nen kurs über dt. sprachgeschichte machen "müssen" während des studiums. Hätte nie gedacht wieviel die ein paar phrasen und beispielsätze (zu lautverschiebungen) mir später mit der verständigung mit z.b. vorarlbergern oder schweizern helfen würden.. :-)
Ja die zahlen sind auch ein interessantes ding.. drü aber driessig? oder foif und füfi, wo ist der unterschied (wenn das von einem und demselben sprecher kommt also nicht verschiedene dialekte) ? :)
Die präpositionen finde ich auch interessant und mich wunderts wie es dazu gekommen ist: a(n)s konzert/spiel, uf dütschland, z´züri..
Ja, es heisst driessig oder in meinem Dialekt driisg! Warum das so ist, keine Ahnung:-)
hmm bei foif und füfi...wenn das wirklich vom gleichen sprecher kommt...hat er einen Mischdialekt;-) d.h. die zahl 5: entweder foif oder füf...füfi verwendet man nur wenn man sagt: s'füfi(also: die Zahl 5) oder häufiger bei der Uhrzeit! äs isch füfi = Es ist 5 Uhr!
übrigens hat man mich mal korrgiert, als ich gesagt habe: füfäfüfzg..."das heisst foifäfüfzg..."tja, so gibt es Meinungsverschiedenheiten unter den Schweizerin;-)
Liäbs grüässli