Italienische Grammatik

Ciao,

ich habe mal eine grundlegende Frage:
Wann genau wird e zu ed, o zu od und a zu ad?
Im Langenscheidts Selbstsprachkurs für Anfänger ist es so erklärt:

Wenn die Konjunktionen e und o sowie die Präpostion a vor einem Wort mit gleichem Anlaut treten, wird ein d eingeschoben.

Soweit ist es ja klar, aber was ist, wenn es nicht genau der gleiche Anlaut ist, sondern nur ein Vokal?

Kann man also sowas wie:

* Carlo ed Olivia
* Giulia od Elio
* Comincio ad entrare

sagen? Hat jemand eine Referenz zum Nachlesen? (Bedauerlicherweise sind sich selbst die Italiener, die ich fragte darüber uneinig - aber ich will es genau wissen)

Ich meine, klar kann ich bei den Konjunktionen auf eppure oder oppure ausweichen, aber bei a macht sich das etwas schlecht.

Grazie e cari saluti da Roma. :-)
Nancy

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Wenn die Konjunktionen e und o sowie die Präpostion a vor einem Wort dem mit einem
Vokal beginnt, treten, wird ein d eingeschoben.
Ich möchte keinen Streit mit dem Langescheidts, aber so haben wir's schon in der Grundschule gelernt!
Ciao
James

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Für diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort.

http://www.mauriziopistone.it/testi/discussioni/gramm01_d_eufonica.html

Man kann es (noch) so oder so machen. Der Ansatz von Langenscheidt ist für Anfänger ganz hilfreich, denn die Frage "wie klingt es?" legt in diesem Fall die "Regel" fest.
Die "Langenscheidt-Regel" entspricht auch mehreren Regelwerken für Journalisten z. B. auch dem der "Il Sole 24Ore" (immer mit Ausnahmen: "ad esempio" oder "ad ogni" ...).
oder auch der Empfehlung der "Accademia della Crusca":
http://www.accademiadellacrusca.it/faq/faq_risp.php?id=3936&ctg_id=44

Meine persönliche Meinung ist, dass das "eufonische d" (=wohlklingendes d) immer mehr und mehr verloren geht.

Ich erinnere mich auch noch an die "Regel", die James nannte, wie auch Beispiele in der "alten" Grammatik http://www.mauriziopistone.it/testi/sintassi/capitolo127.html
zeigen.

Auch im Diskussionsforum der "Accademia della Crusca"
http://forum.accademiadellacrusca.it/forum_5/interventi/700.shtml
finden sich unterschiedliche Meinungen. Hier kommt z. B. noch ein Element zum Tragen. Die Kakofonie der "Wiederholung":
Man sollte also "ad Adamo" oder "ed educazione" vermeiden.

Was uns wieder zum "Wohlklingen" als "Regel" bringt.

Es gab in der ital. Sprache bereits mehrere Beispiele von eufonischen Elementen, die bereits verloren gegangen sind und die die meisten bereits vergessen haben, deshalb glaube ich, dass auch das 'd' Schritt für Schritt immer mehr und mehr an Bedeutung verliert.
[Für die Verwendung in Verbindung mit "o"/"od"
ist dies bereits ziemlich weit fortgeschritten.]

Hier noch die Beispiele, die bereits komplett in Vergangenheit geraten sind:

eufonisches "r":
sur un albero
Hier auch zur Vermeidung des Aufeinandertreffens zweier gleicher Vokale

eufonisches "i":
in iscuola
Hier zur Vermeidung des Aufeinandertreffens dreier Konsonanten

eufonischer Vokal:
Zur Vermeidung eines Konsonanten als Ende eines "untypischen italienischen" Wortes:
ipsilonne
http://www.etimo.it/?term=ipsilon

Also zusammengefasst kann man sagen:
Es gibt keine Regel.
Es gibt nur Empfehlungen.
Die von Dir genannte Empfehlung ist ganz praktisch, wenn man gewisse Ausnahmen mitnimmt.
(z. B. "ad esempio", "ad ogni", aber "a Adamo" und "e educazione")

Ciao

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Hallo Zuc, ich bin begeistert über die Links di du mir verraten hast, eben so wie über dein absolut kompetentes Fachwissen!!
Und du hast recht, ein Regel ist bestenfalls dort zu applizieren wo die Kakofonie beginnt.
Ich enpfinde es (oder enpfind'es ? =fast ein Beispiel auf Deutsch!!) intuitiv, mein Sprechorgan macht absolut nicht mit, nach einer Vokale brauche ich diesen "trait d'union" um die nächste Vokal zu erreichen, ohne meiner Atmung akrobatisches zu zumuten.
Die Kakofonie der Wiederholung habe ich stets unbewusst vermieden, danke für den Regelhinweis.
Schön daß du hier bist.
Ciao
James


Für meine sicher unverzeihliche Fehler auf deutsch bitte um Vergebung.Ich arbeit seit Wochen dran.

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Schön daß du wieder hier bist. Deine Praezision in Grammatikfragen hat uns in der letzten Zeit sehr gefehlt :)

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das eufonische i ist noch nicht ganz ausgestorben!

in meinem Heimatland steht auf allen offiziellen Dokumenten der Regierung: in Isvizzera... ;o)))

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Solche "aktuellen" Dokumente kenn' ich auch. Meine ehemalige "dispensa militare" z. B. ... seit 1912 hat sich an dem Dokument nichts geändert ;-)

Da gab's kein Feld für ein Foto, aber es standen Fragen drauf wie "Sa leggere?", "Sa scrivere?", ...

......... ach ja ... zur Ergänzung: das war 1985!

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wenn man den neusten Statistiken Glauben schenkt (angeblich 36 Mio. Fast-Analphabeten in Italien), dann ist die Frage gar nicht so daneben.... ;o)

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ciao nancy,
die antwort von zuc ist super,aber james hat auch recht,vielleicht hilft es dir,es so wie die römer zu machen:
im gesprochenen nur bei ed è und schreibend nach der langenscheidtregel,wie von zuc beschrieben,mit ausnahme des o,da gibt es in rom gar kein eufonisches d.
ich habe das nur in sehr alten schriften gesehen bisher und noch nie gehört.

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zum eufonischen vokal:
das finde ich sehr witzig,ich hätte nicht gedacht,dass das wirklich in der hochsprache existiert,für mich gehörte das in die reihe der unausprechbaren fremdwörter,wie tàcchesi(dadurch dann tassì) oder pisicologia oder rocchestare...

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Tja, wenn es Dir so gut gefällt ... hier noch ein etwas "aktuelleres" Beispiel, das meiner Meinung nach auch unter diese Kategorie fällt:
Knödel --> canederlo oder canedolo

http://www.demauroparavia.it/18072

;-)

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das kannte ich schon,ich komme aus nürnberg und war schon mehrmals in der verlegenheit grüne klöß' erklären zu müssen..
trotzdem danke.

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Vielleicht haben wir uns missverstanden, ich bezweifle nicht, dass Du das Wort kennst.
Worauf ich raus wollte ist:
canederl ist die italienische Lautumsetzung von Knödel und es wurde ein eufonisches o hinzugefügt.

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gut,jetzt verstehe ich,aber eigentlich fällt doch das a viel mehr auf,oder?

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Auffallen, vielleicht ... und vielleicht kann man das a auch eufonisch betrachten. Ich glaube aber eher, dass das nicht der Fall ist.
Bei dem Vokal handelt es sich meiner Meinung nach nur um eine Lautumsetzung des regionalen "Knedl". Das "a" ist der einzig "sensible" Vokal, der da rein passt.
Ähnlich dem "deutschen" Wort Klischee (=cliché/clicher) ... da passt das "s" wunderbar rein.

Damit canederl aber in ein italienisches Satz- und Sprachgefüge "besser" passt hat man dem Wort noch einen eufonischen Vokal am Ende verpasst.

Ist aber nicht zwingend, es hätte auch anders laufen können und bei "canederl" bleiben können.
(Schließlich gibt es auch in der italienischen Sprache Wörter die nicht "typisch" enden.)
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Als deutsches Gegenstück könnte ich die Pluralbildung bei Fremdwörtern anbieten z. B. das eufonische "s", wie z. B. in Pizzas (od. auch Pizzen statt Pizze).
Noch besser finde ich den natürlich falschen Satz:
Mama, kannst Du mir heute Spaghettis machen?

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