Ein kleine Exkurs über die Doppeldeutigkeit des Satzes "Ich verliebe mich gerne in Menschen":
Auf der einen Seite ist damit unklar, welche sexuelle Ausrichtung ich habe. Verliebe ich mich in Männer, Frauen oder vielleicht doch beides?
Weiters ist durch diese sachte Formulierung auch klar, dass für mich die Frage der sex. Orientierung gar keine Rolle spielt. In wen verliebst du dich? Wurscht, es geht um Gefühle. Alles andere ist unbedeutend.
Ebenso eröffnet sich eine Präferenz zum Fehler: Menschen sind nicht perfekt, die kleinen Macken, die Eigenheiten. Wer sich in Menschen verliebt mag Menschen nicht scheibchenweise, sondern im Ganzen. "Mann" oder "Frau" haben ja auch eine Kodierung mit Eigenschaften, die des Menschen, menschlich zu sein, ist die des Fehlers (grundsätzlich; nicht ausschließlich). Oder wie Melissa es vor kurzem im ILD-Forum so schön textete: "Dein geiles Nicht-Perfektsein, in dass ich so vernarrt bin" Sehr treffend.
Weiters kann dieser Satz auch ausserhalb einer erotischen Ebene gelesen werden ("verlieben" ist ja nicht zwangläufig erotisch kodiert; man kann ja sprachgebräuchlich auch in sein Auto verliebt sein oder in sein Haustier oder in den Duft von Rosen, usw...) und eröffnet damit einen Zugang zu Humanität und dem Bekenntnis zu Menschen an sich.
Ich mag Menschen (obwohl ich sie tendentiell lieber beobachte als mitten im Tummel zu sein).
Das alles lese ich in "Ich verliebe mich gerne in Menschen" - die Mehrdeutigkeit erschließt sich daher nicht aus einem Sprachspiel, sondern durch die Möglichkeiten der Aufladung des Satzes. Und das genieße ich hier sehr...
lg
ddee
