Hallo Katharina,
zum Beitrag von Snorri muss ich leider eine Korrektur anfügen: Ich bin sehr oft in den Centovalli am Jobben und da sprechen die Jungen durchaus auch Dialekt. Die Leute im Dorf sprechen fast nur Dialekt, d. h. auch ausserhalb der Familie.
Ausserdem hat sich die Partei Lega dei Ticinesi, die aus dem Tessin einen eigenen Staat machen möchte, den Dialekt wieder aus dem Dornröschenschlaf hervorgeholt. Es gibt von dieser Partei beispielsweise die Gratis-Zeitung 'Ticino oggi', die an Bahnhöfen aufliegt, die teilweise in Dialekt geschrieben ist.
Alles in allem habe ich im Moment das Gefühl, dass der Dialekt nicht am Aussterben ist, sondern dass die Leute wieder stolzer darauf sind. Ein weiterer Beweis dafür ist, dass erst kürzlich ein Lehrbuch für den Tessiner Dialekt erschienen ist, das eine sehr hohe Auflage erreicht hat.
Hier noch ein paar Charakteristika des Tessiner Dialekts: Als erstes ist auffällig, dass sehr viele französische Wörter vorkommen, d. h. auch nasale Laute und ö und ü.
Im Tessiner Dialekt heisst es beispielsweise: 'ün omn al gheva dö fiö', auf Hochitalienisch würde man 'un uomo aveva due figli' (ein Mann hatte zwei Söhne) sagen. 'Herz' heisst im Dialekt 'kör', ähnlich wie das französische 'coeur', und nicht wie das italienische 'cuore'. Und '500 Schweine' (cinquecento maiali) heisst auf Tessinerisch 'cincen ciün', klingt ja fast wie Chinesisch. ;-) Dann hab ich noch ein schönes Rätsel für euch: El va dent plein e'l vegn fora vöjd. Soll ich einen Preis verlosen für den, der die Lösung weiss? Wie wärs mt einer Reise ins Tessin?
Für die Rechtschreibung übrigens keine Garantie, hab das jetzt nur nach Gehör aufgeschrieben.
Gruss,
Samuel
