Hallo Katharina,
in der italienisch- und französischsprachigen Schweiz verhält es sich ein wenig anders. Zunächst zur ital. Schweiz. So wie in ganz Italien gibt es auch in der Schweiz verscheidene italienische Dialekte und ein alter Mann aus dem Cento Valli spricht nicht gleich wie eine alte Frau aus dem Poschiavo. Aber eben, die älteren Menschen pflegen ihre Dialekte mehr als die jüngeren, ganz im Gegensatz zur deutschsprachigen Schweiz, in welcher alle Generationen ihre Dialekte pflegen. Aber die ital. Dialekte der Schweiz werden wie in Italien mehrheitlich nur noch im privaten Umgang gesprochen. Ansonsten dominiert das normierte Standard-Italienisch.
In der französischen Schweiz sind die Dialekte hingegen noch stärker gefährdet - wie übrigens auch in Frankreich. Hier sprechen wir nicht mehr von einzelnen Dialekten (mit eigener Grammatik und Abweichungen im Vokabular) sondern bloss noch von regionalen Variationen der franz. Standardsprache. Jemand aus dem Kanton Jura hat zwar schon einen "speziellen" accent, dennoch entspricht es weitgehend dem Standardfrazösisch. Lediglich bei der Zählweise setzen sich die Schweizer und Belgier von den Franzosen ab. Sie benutzen (teilweise) noch die älteren Wörter für 70, 80 und 90. (septante, huitante und octante, nonante) Aber diese Varianten sind einfach etwas älter und waren auch in Frankreich noch vor 300 Jahren weit verbreitet. Eigenständige französische Dialekte werden in der Schweiz nur noch von ganz wenigen - älteren - Menschen gesprochen, doch weit weniger als in der italienischsprachigen Schweiz.
Der Vollständigkeit halber sollte aber noch erwähnt werden, dass es noch eine vierte Landessprache in der Schweiz gibt; das Rätoromanische. Diese Sprache wird zwar nur von etwa 60'000 Menschen in verschiedenen Regionen des Kanton Graubündens gesprochen, unterteilt sich aber in sehr unterschiedliche Dialekte, die untereinander kaum verstanden werden. Es gab zwar in jüngster Zeit den Versuch, die Gemeinsamkeiten aller Dialekte zusammenzufassen und in einer Kunstsprache namens "rumantsch grischun" den Leuten populär zu machen. Aber diese künstliche Hochsprache hat nur sehr mässigen Erfolg.
Die SchweizerInnen aller Regionen müssen in der obligatorischen Schulzeit zumindest eine weitere Landessprache erlernen, doch ist auch der Anteil derjenigen, die zwei weitere Landessprachen lernen ganz beachtlich.
Schulen für slawische Sprachen gibt es in der Schweiz nicht nur eine. Einerseits gibt es an den grösseren Universitäten stets Abteilungen für Slawistik, Russistik und Altkirchenslawisch, andererseits bieten auch diverse private Anbieter slawische Sprachen an. (Meintest Du vielleicht die Migros Club Schule?) Die beliebteste slawische Sprache in der Schweiz ist aber sicherlich Russisch, welches auch an zahlreichen Gymnasien als Freifach angeboten wird. Auch ich hatte an einem Schweizer Gymnasium Russisch als Freifach und mehrere Freunde von mir absolvierten sogar eine Russischmatura.
Gruss aus Kopenhagen,
Snorri.
