Bürgerlicher / Poetischer Realismus (Skript S.30)
Ausformulierung
Vorwort:
Realismus war die dominierende literarische Strömung in Europa zwischen d. 18 und 19. Jahrundert. „Realismus“ ist jedoch keine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Bereits im 15 und 16. Jahrhunderts lassen sich realistische Züge in der Dichtung erkennen.
Der bürgerliche poetische Realismus war für:
• Unparteiischen Schilderung der fassbaren Welt, Ausschaltung des Irrealen (unwirklichen)
• Im Mittelpunkt steht der Mensch ohne Beziehung zu Transzendentem ( = jenseits der Erfahrungsgrenzen menschl. Bewusstseins)
• Entsagung/Resignation (= Verzicht)
• Illusionslosigkeit (= Schein/Wahn/Selbsttäuschung)
• Humor als Waffe gegen Bedrohung des Daseins ( Hauptvertreter: Keller, Fontane)
• Mensch steht im Kampf mit den materiellen Kräften, aber innere Unabhängigkeit ist vorhanden.
• Ordnungsmacht = klass. Sittengesetz
Der bürgerliche poetische Realismus war gegen:
• Tendenzen, die die Wirklichkeit verfälschen (Schiller, Jung, Deutsche, Pathos, Heroisches)
• Religion
• Parteinahme
• Mensch als Produkt der materiellen Kräfte
Richtungslinien dieser Zeit waren der Atheismus ( Verneinung der Existenz Gottes), der internationale Klassengedanke, die Aktualität und der Pessimismus (Neigung die Welt und das Leben negativ zu betrachten) Dem gegenüber stand die christliche Gläubigkeit, der Nationalismus (das auf Selbstüberschätzung übersteigerte Eigenliebe u. Machtdemonstration begr. Verhalten der Angehörigen einer Nation gegenüber anderen Völkern), der Historismus
( f. eine Anfang des 19. Jahrhunderts aufkommende Betrachtung der kulturellen Erscheinungsformen unter dem Gesichtspunkt ihrer historischen Entwicklung) und der Fortschrittsglaube.
Es führte zum Verlust der geistigen Einheit des Kulturlebens, daher gab es keine einheitliche epochale Stilbestimmung. Die Stile waren gedämpft, gefeilt, nüchtern und es gab eine große Sach – und Dinggebundenheit (Vorbild: Spätprosa Goethes). Die Epik(erzählende Dichtung) wurde im Roman (vermeidet: lyrisches, subjektives. Betont: Umwelt und Details)in der Novelle (strenge und geschlossene Form der Prosadichtung*) sowie in der Lyrik (meist durch Vers und Reim gekennzeichnete Sprache) und im Drama (dichterische Gestaltung einer inneren und äußeren Handlung) bevorzugt.
*Prosa: die nicht durch Metrik (Lehre von der Gesetzmäßigkeit der in Strophen, Versen, Reimen abgefassten dichter. Sprache) oder Reim gebundene Sprache.
