Das Schweizerdeutsch-Forum

Hallo Ihr Lieben,

hätte da wieder mal ein kleines grammatisches Problem. Dieses mal betreffend des Verbums „gehen“. Mir scheint es, als hätte „gehen“ im Schweizerdeutschen zwei Varianten. Abundzu von einem Verb „go“ abgeleitet, dann aber wieder von einem Verb „gange“ abgeleitet, welches aber als Infinitiv in dieser Form gar nicht gibt, aber dafür in der Beugung des Verbes immerwieder auftaucht. Daraus ergeben sich einige Fragen und es wäre schön, wenn Ihr mir kurz schreiben könntet, wie Ihr was sagen würdet, und natürlich welchen Dialekt Ihr sprecht.
Also; Sagt Ihr eher:

1.)
„Ich gehe in die Stadt.“
„I go in d’Stadt“ oder „I ga in d’Stadt“?
Oder ist das beides falsch und müsste es heissen; I gang in d’Stadt.

2.)
Und wie wäre es im Satz; Ich gehe arbeiten.
a) I go go schaffe
b) I ga go schaffe
c) I ga ga schaffe
d) I gang go schaffe

3.)
Kunjuktiv: (a1)gieng-(a2)giengti und (b1)gäng-(b2)gängti
Sind die Versionen a1 und b1 (Konjunktiv Präsens) ausschliesslich für die indirekte Rede? Also etwa wie in:
Är het gsäit, är gieng in d’Stadt – oder
Är het gsäit, är giengi in d’Stadt – oder
Är het gsäit, är gäng in d’Stadt?

Und wie steht es um den Konjuktiv Imperfekt – a2 und b2
Braucht Ihr dies für Hypothesen? Also in etwa wie in:
Wenn si rich wär (oder auch wäri), giengti (oder gängti) si in d’Karibik.

Oder verstecken sich da andere ungeschriebene Regeln hinter dem Gebrauch der beiden Konjunktivformen?

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Ich kann dir leider nicht helfen, weil ich Österreicherin bin. Ich wollte eigentlich nur fragen, wieso und seit wann du dich so für schweizer Dialekte interessierst. Ich finde das ein eigenartiges, aber interessantes Hobby. Oder bist du dazu gezwungen, weil du von woanders her in die Schweiz gezogen bist?

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auf Berndeutsch:
"I ga id Stadt"
Wir benützen also keine der Drei von dir vorgeschlagenen Varianten.
Beim 2. Beispiel würde ich "I ga ga schaffe" sagen.
Und zum Konjunktiv in der indirekten Rede:
"Är het gseit är gäng id Stadt"
und zu Guter Letzt
"We si riich wär, de gängtsi id Karibik" oder "We si riich wär, de würdsi id Karibik ga"

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Hi Daniel,

danke vielmals,
Du hast mir sehr weitergeholfen, da Du netterweise meine Hypothesen unterstütztest :-)
Dass Du "I ga id Stadt" sagst und nicht "I ga in d'Stadt", halte ich nicht für einen besonders gravierenden Unterschied, da ja "id" einfach eine Verschmelzung der Präposition in und des bestimmten Artikels Feminin "d" ist. Also in+d = id

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Minere Meinig noch gäbts do no viel meh Variatione vo dene Bispielsätz oba... das isch nu ganz än chlina Teil, wells jede wider äs bizli andersch usspricht ;o)

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Berndeutsch:
Konjunktiv: Är hèt gseyt, är göng y d Schdadt.
Konditional: Wèn èr Zyt hèddy, gyèngt èr y d Schdadt.
Konditional: Wè sì ryych wäär, (dè) gyèngt sì y d Kcharyybìkch.

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1.)
«Ich gang i d’Stadt.» (Mein Aargauer Einfluss?)
Oder, wenn kein Objekt dabei steht: «I go.» (Kanton Glarus).

2.)
«I(ch) gang go schaffe» oder eventuell auch «I ga go schaffe.»
Das «go» wird eher im Osten verwendet, im Westen «ga».
Ein Weiteres Ost-West-Gefälle: «Er chunnt ois go bsueche» im Osten (ältere Form), und im Westen: «Er chunnt ois choo bsueche.» (Quelle: Sprachatlas der deutschen Schweiz, SDS)

3.)
Konjunktiv: Es fehlen z.B.:
- «going» (Aargau?) Analog: «stoing» (stehe)
- «gächi» mit kurzem «ä» (Glarus) Analog: «stächi» (stehe)
Beides verwende ich als Konjunktiv Präsens, also z.B. für Zitate.
(a1) verwende ich nie, und für Hypothesen verwende ich (a2).
Varianten (b1)/(b2) sind mir völlig unbekannt.

Auch in der Schweiz ist der Gebrauch des Konjunktiv nicht so strikt wie es zuerst scheinen mag. Oft verwende ich im Schweizerdeutschen den Konj1, obwohl es sich z.B. um einen Konj. irrealis handelt – weil es sich um ein Zitat handelt: «Ich ha gmeint, du siggsch i de Karibik.»
Aber: „Ich dachte, du wärst in der Karibik.“

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Ich dachte, du wärst in der Karibik.
Der Konditional ist hier natürlich falsch – auch das Verb "dachte".
Korrekt ist der Konjunktiv: Ich glaubte, du seist in der Karibik.
Berndeutsch: Ì ha ggmèynt, dù sygsch i dèr Kcharyybìkch.


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hallo snorri
also, ich glaube nicht, dass a Baseldeutsch ist. Als Baslerin würde ich sagen; ich gang go schaffe, oder ich gang ind'Statt
grüessli us basel... (FCBeeeeeeeeeee)

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